Prof. Dr. Fritz Vahrenholt kritisiert „Klimahysterie“, obwohl er selbst zu den oft als Argument genannten 97 Prozent der Wissenschaftler gehört

Prof. Dr. Fritz Vahrenholt

„Die Chinesen werden einen Teufel tun, auf Kohle zu verzichten. Nach dem Pariser Klimaabkommen dürfen sie den CO2-Ausstoß noch um jene Menge erhöhen, die Europa emittiert. Das zeigt, wie maßlos unsere Debatte geworden ist. Sie wird am Ende zu Armut führen. Immerhin geht die Temperatur seit 2016 zurück“, sagt der Umweltexperte Fritz Vahrenholt im Hamburger Abendblatt.

Was in der Diskussion beim Verweis auf das Pariser Klimaabkommen immer untergeht: dass die Chinesen ihren CO2-Austoß sogar noch deutlich steigern dürfen, während wir uns auf eine physikalisch-chemische Unmöglichkeit, einer „Klimaneutralität“ verpflichtet haben. Vahrenholt sagt: „Die Klima-Diskussion ist so hysterisch geworden, dass sie die Politik vor sich hertreibt. Wir haben aber keinen Klimanotstand.“

„Man wagt nicht mehr, sich abweichend zu äußern.“

Vahrenholt, der die Erklärung „Hört auf die Wissenschaftler –  500 Forscher protestieren gegen das Schüren von Klimaalarm“- unterschrieben hatte, wurde vom Hamburger Abendblatt befragt, warum er das unterschrieben hat. Diese Erklärung der Wissenschaftler hält es „für grausam und unklug, Billionen auf der Grundlage der Ergebnisse unreifer Klimamodelle zu befürworten“. Vahrenholt kommt in dem Interview zu dem Schluss: „Man wagt nicht mehr, sich abweichend zu äußern.“

Und weiter: „Wer heute glauben macht, in wenigen Jahren sei das Leben auf der Erde gefährdet, treibt die Menschen in Angst und die Politik in Fehler. Das ist unverantwortlich. Hört auf, den Kindern Angst zu machen.“ Und weiter: „Wenn die Forderungen von Greta Thunberg umgesetzt werden, werden Wohlstand und Entwicklung weltweit massiv gefährdet.“

„Wir haben Zeit bis zum Ende des Jahrhunderts“

Dass sich die Zahl der Hungernden halbiert, die Lebenserwartung verdoppelt und die Kindersterblichkeit gezehntelt habe, sei wesentlich der Energieversorgung, dem Transport und der Ernährung zu verdanken. Wenn Thunberg den Politikern vorwerfe, zu töten, übersehe sie diese Erfolge. Unsere Ergänzung: Eigentlich müsste man Greta fragen, wie sie es wagen kann, so etwas zu behaupten.

Vahrenholt ist überzeugt: „Wir haben Zeit bis zum Ende des Jahrhunderts. Wir (die Gruppe der 500 Wissenschaftler, Anmerkung d. Redaktion) leugnen den Klimawandel nicht, natürlich gibt es einen CO2-Effekt. Aber die Erwärmung der letzten 100 Jahre hat auch natürliche Ursachen. Wir kommen aus einer kleinen Eiszeit. Viele Klimamodelle zeigen nachweislich eine zu starke Erwärmung. Sie können die Schwankungen der Vergangenheit nicht reproduzieren, weil sie nur einen Faktor kennen: CO2.

Dabei werde übersehen oder verschwiegen, dass der grüne Effekt von CO2 positive Folgen habe. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass durch das Treibhausgas die Photosynthese befördert wird und die Sahel-Zone beispielsweise grüner wird. In den letzten Jahren hat die Photosynthese auf der Erde um 20 Prozent zugenommen. Die Blätter werden größer, aber auch Früchte und Weizenkörner. Das darf man doch nicht verschweigen. Ohne CO2 würde das Leben auf der Erde ersticken.“

Die Klimamodelle weisen Fehler und Ungenauigkeiten auf

Vahrenholt verweist auf die in den Klimamodellen des IPCC erkennbaren Fehler und die Uneinigkeit der Wissenschaft: „Eine chinesische Studie kommt zur Erkenntnis, dass eine Kaltzeit droht, die aber durch den Treibhauseffekt gedämpft wird. Warum wird das nicht debattiert? Der vermeintliche Konsens ist kein Konsens.“

Die oft zitierten 97 Prozent der Wissenschaftler sind für Vahrenholt kein Argument. „Ich gehöre auch zu den 97 Prozent. Diese Zahl bezieht sich auf eine wenig differenzierte Umfrage. Nur eine kleine Minderheit hält den Klimawandel zu 100 Prozent für menschengemacht.“

„Die Jugend wird verrückt gemacht mit Horrornachrichten, uns blieben noch zwölf Jahre – und keiner hält nüchtern dagegen und korrigiert es. Wir müssen Emissionen senken, aber nicht ökonomischen Selbstmord begehen. Was ist von Klimamodellen zu halten, die weder die kleine Eiszeit noch die mittelalterliche Wärmeperiode – als es etwa so warm war wie heute – nicht wiedergeben können?“

Vahrenholts Fazit: „Wir müssen uns nicht von den Klippen stürzen. Eine Vollbremsung kann sich die Gesellschaft nicht leisten, sie ist nicht nötig. Bremsen genügt.“

Prof. Dr. Fritz Vahrenholt ist ein deutscher Politiker (SPD), Manager, Wissenschaftler und Buchautor. Er war von 1991 bis 1997 Umweltsenator in Hamburg, danach ging er als Vorstand in Unternehmen der Erneuerbaren-Energien-Branche und ist seit 2012 Alleinvorstand der Deutschen Wildtier-Stiftung. 1998 wurde er zum Honorarprofessor im Fachbereich Chemie der Universität Hamburg ernannt.

 

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