Toyota setzt konsequent auf die Brennstoffzelle und stellt den Mirai II vor

Tatsächlich ist den Japanern ein gefälliges Coupé gelungen

Als Toyota 1997 den Prius-Hybrid auf den Markt brachte, prognostizierten viele Auto-„Experten“, dass sich diese Technik nicht durchsetzen würde. Auch wir zweifelten. Wir hatten nicht mit der quartalsberichtsfernen Zielstrebigkeit und Konsequenz der Japaner gerechnet.

Sie zogen ihr Hybrid-Projekt mit fernöstlicher Gelassenheit durch und haben damit Erfolg. Heute hat nahezu jeder Autohersteller einen Hybrid im Modellprogramm. Nun geht Toyota zügig auf die Brennstoffzelle zu:  „Sie ist der vielversprechendste Weg zur umweltgerechten Automobilität“, sagt Toyota.

Sportliches Coupé-Design soll Kunden überzeugen

Der Prius-Absatz explodierte förmlich, zunächst in den USA kurz drauf auch in Europa. Wenn nun manche „Experten“ die Brennstoffzelle kurz- und mittelfristig als wenig aussichtsreich oder gar als Irrweg bezeichnen, machen sie den gleichen Fehler wie beim Lästern über den Hybridantrieb.

Wasserstoff im Verbrennungsmotor war nicht zielführend

BMW hatte auf der Weltausstellung in Hannover 2000 das hauseigene Entwicklungsprojekt „Clean Energy“ vorgestellt. Ich selbst bin mit dem 7er Zwölfzylinder und dem tiefgekühlten Flüssig-Wasserstoff im Kofferraum gefahren und habe keinen Unterschied zum Benziner feststellen können. Getankt habe ich an der BMW-Wasserstofftankstelle am Münchner Flughafen. BMW hat dabei wohl zwei Fehler gemacht: Die Effizienz von Wasserstoff im Verbrennungsmotor ist niederschmetternd gering. Das Problem, flüssigen Wasserstoff mit minus 250 Grad Celsius im Kofferraum zu speichern, blieb eine echte Herausforderung. BMW hat die Tankstelle schon lange geschlossen und den Wasserstoff-Verbrenner ad acta gelegt, aber arbeitet weiter an der Brennstoffzelle wie Mercedes-Benz und Audi auch. Davon demnächst mehr an dieser Stelle.

Der Mirai: Vom hässlichen Entlein zur ästhetischen Technologie-Schwan

Der Mirai I: Kein Design-Höhepunkt

2014 schrieben wir über den Mirai (Japanisch Zukunft), dass Hässlichkeit nun einen Namen habe. Dazu stehen wir noch heute. Denn tatsächlich verstößt der erste Mirai gegen alle Regeln des guten Designs. Aber nicht gegen die Regeln technologischen Fortschritts, wie wir kürzlich auf einer Testfahrt feststellen konnten. Nicht nur nach dieser praktischen Erfahrung steht für uns fest, dass die Brennstoffzellen-Technologie mit Wasserstoff mittel bis langfristig die Zukunft ist. Auch wenn sie noch ein paar Jahre auf sich warten lassen wird, bevor sie massentauglich ist. Allerdings ist eine Tankstellen-Infrastruktur leichter zu errichten als ein Netz mit Elektrozapfstellen. Beim Wasserstoff ließen sich bisherige Kraftstoff-Strukturen nahezu unverändert nutzen, wie es Linde bereits bewiesen hat.

Der Mirai II kommt schon 2020 in Großserie

Innenraum-Design mit dem Flair der Zukunft         Fotos: Toyota

Dass Toyota auf der in wenigen Tagen stattfindenden Tokio Motorshow den sehr modern und gefällig geformten Mirai zweiter Generation vorstellen wird, dürfte der Brennstoffzelle weiteren Auftrieb verleihen. Der künftige Mirai, ein viertüriges Coupé mit sportlichem Charakter und knapp fünf Metern Länge, soll 2020 auf den Markt kommen mit einer Tankfüllung eine Reichweite von nahezu 700 Kilometer haben. Rein formal präsentiert der Mirai II schon von außen tatsächlich Zukunft. Das ist kein Zufall: „Wir wollten ein Auto mit emotionalem Design und reaktionsschneller Fahrdynamik bauen, das Kunden die ganze Zeit fahren wollen und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann“, erklärt der neue Toyota Mirai Chefingenieur Yoshikazu Tanaka. „Die Kunden sollen sagen können, dass sie sich für den Mirai entschieden haben, weil sie dieses Auto haben wollten und nicht nur, weil es ein Brennstoffzellenfahrzeug ist.“ Künftig will Toyota 30.000 Mirai II im Jahr produzieren und weltweit verkaufen.

Eine Reichweite von knapp 700 Kilometer entsprechen den Kundenerwartungen

Toyota lässt sich also wie zuvor beim Hybrid auch in Sachen Wasserstoff nicht beirren. 10.000 Fahrzeuge des Typs Mirai I sind bereits weltweit im Einsatz. Auf unserer Testfahrt im Raum Frankfurt empfanden wir das Fahren im Mirai dem Fahren in einem herkömmlichen Auto der Oberklasse angemessen. Anders in einem E-Fahrzeug machte die Reichweitenanzeige keine Sorgenfalten, denn sie entspricht im Mirai I vollgetankt mehr als 500 Kilometer. Das Tanken an einer Wasserstoff-Zapfsäule dauert genauso lang wie heute beim Tanken von Diesel oder Benzin. Allein die noch dünne Infrastruktur mit Wasserstoff-Tankstellen entspricht dem Batterie-Dilemma in Sachen Ladestationen.

Der Mirai II ist optisch und technologisch ein Fortschritt

Ferry M. M. Franz, Direktor von Toyota Motor Europe in Berlin, kritisiert, dass Stromspitzen durch Windstrom oft ins Leere laufen, wenn kein Strombedarf da ist. Mit den 2017 so verpufften Strommengen von 5,5 Terrawattstunden hätte man Unmengen Wasserstoff erzeugen können. Franz wörtlich: „Mit dem damit möglicherweise produzierten Wasserstoff hätte man 1 040 000 Mirai mit einer durchschnittlichen Fahrleistung von 13 300 Kilometer ein Jahr versorgen und 14 Milliarden Kilometer zurücklegen können.“

 

 

 

 

Kommentar hinterlassen zu "Toyota setzt konsequent auf die Brennstoffzelle und stellt den Mirai II vor"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*