Dass sich Firmenchef Akio Toyoda gerne unter Pseudonym im Renntempo um die Nordschleife des Nürburgrings bewegt, kann die Firmenstrategie nicht unberührt lassen. Das Ergebnis der Racing-Ambitionen Toyodas sind nicht nur beeindruckende Rundenzeiten, sondern auch die Wiederbelebung des Toyota-Sportcoupés Supra.
Das nicht zuletzt formal so beeindruckende Sportcoupé entstand in enger Zusammenarbeit mit BMW, wo die technische Basis in anderer Form als Z4 vom Band rollt. Obwohl viele Teile dem Bayern entnommen sind, haben wir es mit zwei völlig unterschiedlichen Charakteren zu tun. Der komfortbetonte Bayer auf der einen Seite und der Quasi-Nachfolger des legendären Toyota 2000 GT, der 1967 als Supersportwagen aus Japan die Sportwagenfans in aller Welt begeistert hatte, sind grundverschieden. Der neue GR Supra zeigt nicht nur von außen ein rassiges Outfit, sondern lässt auch fahrdynamisch seine sportlichen Rennsport-Gene erkennen.
Auf unserer Testfahrt lassen wir uns vom 3-Liter-BMW-Reihensechszylinder-Biturbo mit 340 PS zügig über Autobahnen und kurvigen Landstraße bewegen und haben dabei nicht nur soundmäßig, sondern auch fahrdynamisch ein Supra-gutes Gefühl. Das klassische Sportwagenkonstrukt – Motor vorne, Antrieb hinten – und ein sehr sportlich abgestimmtes adaptives Fahrwerk lassen subtil die Rennsport-Gene durchscheinen. Aufs Beste synchronisiert erscheinen die Motorcharakteristik des Bi-Turbos, das satte 500-Newtonmeter-Drehmoment und eine sensibel schaltende ZF-Achtgang-Automatik, die per Sportmodus-Knopfdruck auch noch zackiger ausgerichtet werden kann. Ein tiefer Schwerpunkt und die optimale Gewichtsverteilung von 50:50 runden den Sportwagencharakter ab und geben dem Supra eine spielend leicht zu kontrollierende Agilität, die gewolltes Übersteuern locker beherrschbar macht.
4,3 Sekunden auf 100 sind Supra-sportlich
Wenn 1967 150 PS ausreichten, einen Supersportwagen zu kreieren, sind die aktuellen 340 PS im GR Supra mehr als angemessen zu nennen. 4,3 Sekunde von 0 auf 100 km/h und eine abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h sind heute nicht mehr Supersportwagen-Werte, aber sie vermitteln Fahrfreude im besten Sinn. Auch deshalb, weil der GR Supra mit seinen 1570 Kilo jenes Fahrgefühl erzeugt, das auf diese leichtfüßige Dynamik zurückzuführen ist, die aus dem Leistungsgewicht resultiert. Kurvige Landstraßen scheinen dem neuen Supra am besten zu gefallen, was auch aus dem geschwungenen S im Supra-Logo zu erkennen ist. Dieses Logo-S soll einer Kurvenfolge auf dem Nürburgring entlehnt sein. Die präzise Lenkung, das Am-Gas-Hängen des Triebwerks, die Fahrwerkscharakteristik summieren sich zu einem Fahrerlebnis, das im besten Sinne sportiv genannt werden kann. Toyota scheint nicht nur die technische Basis vom BMW Z4 übernommen zu haben, sondern auch die Philosophie von der Freude am Fahren.
Formal ist die Supra ein echter Hingucker
Was die Toyota GR Supra aber neben ihren fahrerischen Qualitäten ausmacht, ist eine exzellent gestaltete Sportwagen-Karosserie. Die klassische Silhouette ist dermaßen gelungen, dass nicht nur Erinnerungen an den „Supersportwagen“ aus 1967 geweckt werden, sondern eine gewisse Atemlosigkeit entsteht: lange Motorhaube, ein nach hinten gerücktes Cockpit das elegant in einen Spoiler übergeht, muskulöse Flanken und zahlreiche Racing-Attribute wie die 19-Zoll-Räder mit den sichtbaren roten Bremssätteln und zwei satte Auspuffendrohre. So formt man Sportwagen.
Das Cockpit selbst präsentiert sich ergonomisch in Top-Form. Hier ist der BMW-Ursprung am deutlichsten zu erkennen, was keinesfalls ein Nachteil ist. Das mittig angeordnete 8,8-Zoll-Display für die Navigation und Infotainment, der Schalthebel für die Automatik, alles übersichtlich angeordnet und gut zu bedienen.
Im Grundpreis ist eigentlich alles enthalten
Dass im Grundpreis von 62.900 Euro fast alles enthalten ist, was sonst als Extra geordert werden muss, macht den Sportler zu einem begehrenswerten Objekt. Aktives Dämpfungssystem, Rückfahrkamera, LED-Scheinwerfer, adaptive Geschwindigkeits-regelanlage, Navi, Spurhalte-Assistent und vieles mehr sind serienmäßig. Wenn wir etwas zu kritisieren haben, dann den sportlichen Verbrauch. Die NEFZ-Angabe von 7,5 Liter haben wir nicht geschafft, lagen immer über 12 Liter. Allerdings sind wir auch nicht gerade zurückhaltend unterwegs gewesen. Angesichts unserer Fahrweise also ein relativ effizientes Triebwerk, das in der Effizienzklasse D eingeordnet ist.
Fazit: Die neue GR Supra ist ein richtiger Sportwagen, macht Spaß, fordert vom Fahrer keine Rennlizenz, sieht affenscharf aus und ist quasi das Gelbe vom Ei in der Sportwagen-Klasse. Dass die 300 dem deutschen Markt zugeteilten Fahrzeuge für dieses Jahr schon ausverkauft sind, lässt die Vorfreude für Kaufinteressenten bis in den Frühsommer nächsten Jahres anwachsen.
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