Staatsanwaltschaft Stuttgart stellt Ermittlungen gegen Porsche SE-Aufsichtsrat ein

Wenn am 22. Oktober gegen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und seinen damaligen Finanzvorstand Holger Härter die Anklage wegen „Marktmanipulation“ verlesen wird, dürfte sie längst nicht mehr so tragfähig sein, wie von den Staatsanwälten einst gedacht. Denn mit der Einstellung der Ermittlungen gegen zwölf amtierende und Ex-Aufsichtsräte wird deutlich, dass die Ankläger womöglich über das Ziel hinausgeschossen sind. Den Aufsichtsräten war vorgeworfen worden, dass sie Beihilfe zu den vorgeworfenen Marktmanipulationen geleistet hätten.

Der Vorwurf: Die handelnden Porsche-Manager hätten die Anleger nicht von Anfang an über die beabsichtigte Volkswagenübernahme informiert.

Wenn die Aufsichtsräte nun staatsanwaltlich entlastet sind, erscheint es fraglich, ob die Anklage gegen Wiedeking und andere zu einer beweisfähigen Anklage bzw. Verurteilung noch ausreicht. Da die Aufsichtsräte wohl in alles eingeweiht waren, sich aber nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht schuldig gemacht haben, ist eine Verurteilung der beiden Führungskräfte mehr als zweifelhaft. „Wenn es keine Beihilfe der Aufsichtsräte gegeben hat, kann es eigentlich auch keine Tat gegeben haben“, bringt es ein renommierter Wirtschaftsanwalt auf den Punkt.

Zudem hafte der Staatsanwaltschaft Stuttgart der Ruf an, sehr auf Gesichtswahrung zu achten. Das Landgericht hatte die Eröffnung des Hauptverfahrens schon einmal mangels beweiskräftiger Tatsachen abgelehnt. Die Beschwerde der Staatsanwaltschaft hatte Erfolg. Das Oberlandesgericht Stuttgart ließ die Anklage zu. Allerdings wurde dabei deutlich, dass die Anklage auf wackeligen Beinen steht.

Auch wenn die Angeklagten am Ende freigesprochen werden, ist das Verfahren für sie nicht angenehm. Dass sogar Wiedekings Gehalt in der Anklageschrift zur Sprache kommt, hat zwar mit der Wahrheitsfindung nicht wirklich etwas zu tun, aber es passt ins Bild gesellschaftlicher Vorurteile einer Neidgesellschaft, die sich daran delektiert, wenn „die Besserverdiener da oben“ vor Gericht die Hosen runterlassen müssen.

Was das Gehalt Wiedekings mit den Vorwürfen der Marktmanipulation zu tun haben soll, erschließt sich nicht. Es ist offensichtlich die subtile Absicht der Anklage, den Manager moralisch in ein zweifelhaftes Licht zu rücken. Nach dem Motto, wer soviel verdient, kann kein Ehrenmann sein. Dabei wird insgeheim vielleicht sogar unterstellt, dass Wiedeking die Gewinne des Unternehmens künstlich aufgeblasen hat, um seine Gewinnbeteiligung zu erhöhen. Tatsächlich machte Porsche einmal in einem Jahr mehr Gewinn als Umsatz. Der Grund: Die von Porsche gehaltenen VW-Aktien und Optionen stiegen in irrsinnige Höhen. An einem Tag kostete eine VW-Aktie mehr als 1.000 Euro.

Als Wiedeking Anfang der neunziger Jahre bereit war, für das existenzbedrohte Unternehmen Porsche mit seinem Privatvermögen einzustehen, hielten ihn viele für verrückt. Das Risiko, alles zu verlieren, war groß. Dass er dafür ein Prozent vom Jahres-Gewinn über 100 Mio. Euro zugebilligt bekam, war nur angemessen und machte ihn zweifellos reich. Und Porsche wurde mit Wiedeking zum profitabelsten Unternehmen der Autoindustrie. Seine Abfindung von 50 Millionen Euro brachte er zur Hälfte in eine Stiftung ein. Heute ist Wiedeking u.a. an Restaurants und einer Schuhfabrik beteiligt.

 

 

 

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