Scheitert Tesla, scheitert das Elektroauto?

Das Elektroauto steht auf der Kippe, könnte man meinen. Jedenfalls dann, wenn man das zunehmende Anti-Elektroauto-Grundrauschen ernst nimmt. Das Scheitern des Fahrens unter Strom vom Scheitern Teslas abhängig zu machen, ist allerdings genau so abwegig, wie das Scheitern Europas vom Euro abhängig zu machen, wie es eine erfolgreich gescheiterte Kanzlerin einmal behauptet hat.

In einem hoch interessanten Interview des von mir sehr geschätzten Kollegen Jens Meiners im Handelsblatt plädiert Motorenpapst Fritz Indra eindeutig gegen den Strom. In jeder Beziehung.

Die Reputation Indras als kompetenter Motorenkonstrukteur kann und darf nicht bezweifelt werden. Er entwickelte schon für Alpina, Audi und General Motors. Seine Liebe zum Verbrennungsmotor und seine motorentechnische Kompetenz sind legendär. Aber die ferne Zukunft kann auch er nicht voraussagen.

Er behauptet, dass Tesla scheitern werde und das Elektroauto sowieso. Hat er Recht? Wir wissen es nicht, aber in Anbetracht endlicher Ressourcen werden wir irgendwann auf das Elektroauto umsteigen müssen, das seinen Strom allerdings nicht aus einer Batterie, sondern aus einer On-Board-Brennstoffzelle bezieht. Vor 100 Jahren wollte man der Eisenbahn ohne Dampfloks auch keine Chance zubilligen. Unser zeitlicher Vorstellungshorizont ist eben nur beschränkt. Und nur Visionäre wagen sich an das Unvorstellbare, das machbar ist, wenn man es denken kann.

Wenn nun Professor Indra auf dem Wiener Motorensymposium als wichtigste Erkenntnis mitnimmt, dass „es keinen einzigen Vortrag mehr über das Elektroauto“ gab und dies „ein Riesenfortschritt“ sei, dürfte diese Aussage die Fachwelt polarisieren. Auf der einen Seite die Autoingenieure, die wegen gesetzlicher Verbrauchsvorgaben zum Elektroauto bzw. Plug-in-Hybrid gezwungen sind, wollen sie die vorgeschriebenen maximalen Flottenverbräuche erreichen. Auf der anderen Seite die Kritiker der Stromer.

Tatsächlich ist die Skepsis auch bei den Entwicklern groß, dass sich das Elektroauto bald durchsetzen wird. Die Million Zulassungen in Deutschland bis 2020 sind natürlich nur der traumtänzerischen Erwartung unserer Regierung geschuldet. Sie sind und waren nie erreichbar. Aber man kann ja mal „nach bestem Wissen und Gewissen“ Erwartungen äußern, auch wenn sie illusorisch sind wie ein No-spy-Abkommen mit den USA.

Das Problem von Indras Kritik ist die Tatsache, dass er in weiten Teilen dennoch Recht hat. Dass es bis 2020 höchstens 100.000 Autos werden, dass man sich nicht blamieren wolle und nun auch Hybride mitgezählt werden sollen, eine Polit-Farce ohnegleichen.

Recht hat Indra auch, dass es nicht angeht, wenn beim Elektroauto die verbrannte Kohle für die Stromerzeugung nicht in die Berechnung einfließt. Dabei hat er die irrwitzigen Verbrauchsangaben der Plug-ins noch gar nicht erwähnt, bei dem ein 900-PS-Fahrzeug mit zweieinhalb Liter Verbrauch auf 100 Kilometer angegeben werden darf.

Mein Fazit: Das Elektroauto kommt, aber in der Breite viel später, als wir meinen und die Politik erwartet.

 

 

 

 

http://www.handelsblatt.com/auto/test-technik/interview-mit-fritz-indra-tesla-wird-scheitern/11830774.html

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