Warum Effizienz nicht unbedingt etwas mit dem Verbrauch zu tun hat und Kleinwagen ineffiziente Spritschlucker sein können

UnknownFühren die farbigen Balken der Effizienz-Klassifizierung bei Pkw in die Irre? Nein. Wer das glaubt, versteht sie falsch. Ein effizientes Auto kann auf 100 km mehr verbrauchen als ein nicht so effizientes. Ein schweres Fahrzeug mit 12 Liter Verbrauch kann auf der bunten Skala effizienter sein als ein leichter Kleinwagen mit 5 Litern Verbrauch.

Autokäufer wissen oft über den Verbrauch ihres Wunschautos genauer Bescheid als mancher Verkäufer. Da ist die Effizienz-Kennzeichnung wie bei Kühlschränken nur noch eine Abrundung der Informationen, aber kein Entscheidungskriterium. Außerdem ist Effizienz etwas anderes als der Verbrauch.

Die Effizienz-Auszeichnung mit farbigen Balken zeigt durchaus plakativ und schnell verständlich, wie effizient das Fahrzeug mit dem Kraftstoff umgeht. Der Vorwurf einiger Kritiker, dass bei der Effizienzberechnung das Gewicht des Fahrzeugs zu positiv in die Berechnung einbezogen werde, ist ungerechtfertigt. Damit nimmt der Gesetzgeber keinesfalls „Druck von der Autoindustrie“, leichtere Autos zu bauen. Unsinn, denn auch die Industrie ist bestrebt, Kunden mit sparsamen Fahrzeugen zu überzeugen. Und die schauen sehr genau bis hinters Komma, wie viel ihr Wunschauto verbraucht.

Das Gewicht als quasi entlastendes Moment in die Berechnung einzuführen, konterkariert die Absicht der Effizienz-Kennzeichnung überhaupt nicht. Und wieso soll die Größe des Fahrzeugs in die Berechnung einbezogen werden, wie es Autokritiker verlangen. Es müsse auch die Fläche, sprich Größe des Fahrzeugs verstärkt berücksichtigt werden.

Tatsächlich haben die Autokritiker ein paar Ergebnisse zu Tage gefördert, die auf den ersten Blick nicht einleuchten, obwohl sie im Sinne der Effizienz-Kennzeichnung und im physikalischen Sinne völlig logisch sind. Nach Berechnungen des Verkehrsclubs Deutschland bekämen beispielsweise der Audi Q7 3.0 TDI und der Porsche Cayenne Hybrid, beides geländegängige Luxuslimousinen mit einem Gewicht von knapp 2,5 Tonnen und einem CO2-Ausstoß von 189 bzw. 193 g/km die Kennzeichnung B. Kleinwagen wie die baugleichen Citroen C1, Peugeot 107 und Toyota Aygo mit einem Verbrauch von 4,5 Litern Benzin und einem CO2-Ausstoß von 103-105 g/km bekämen hingegen ein schlechteres C, würden also als weniger effizient beurteilt . Für ein A müssten diese Wagen einen Verbrauch von unter 3,5 Liter erreichen.

Der VCD hat keinesfalls Recht, obwohl nach der „gefühlten“ Effizienz der kleine C1 oder Aygo doch viel sparsamer zu sein scheint als die schwergewichtigen SUV. Falsch gefühlt. Die automobilen Winzlinge sind in Wahrheit alles andere als effizient, denn sie sind mit 4,5 Litern Verbrauch zwar relativ sparsam im Vergleich zum Q7 3.0 TDI, aber sie sind eben nicht effizient! Physik ist manchmal schwer zu verstehen und schon gar nicht, wenn man sie mit der ideologischen Elle misst.

Effizient ist ein Fahrzeug physikalisch dann (ich wiederhole mich), wenn es aus möglichst geringer Menge Kraftstoff möglichst viel Leistung erzeugt. Autokritiker wollen aber nicht akzeptieren, dass ein grünes A+ absolut nichts mit dem absoluten Verbrauch zu tun hat. Tatsächlich müssen die Ingenieure von Kleinstwagen effizientere Motoren bauen, wenn sie ein A++ haben wollen. Ein Kleinstwagen, der 4,5 Liter verbraucht, ist in Wahrheit ein Spritsäufer, weil er für den eingesetzten bzw. investierten Kraftstoff zu wenig Leistung erzeugt.

Ein wenig Polemik muss schon sein, wenn der Verkehrsclub kritisiert: „Die beschlossene Regelung dient eher den Verkaufsinteressen der deutschen Autoindustrie, die ihre wuchtigen Spritschlucker absetzen will, und weniger der Verbraucherinformation und dem Klimaschutz. Der VCD empfiehlt: Verbraucher sollten sich von dem neuen Label nicht blenden lassen und genau hinschauen, wie hoch Verbrauch und CO2-Ausstoß wirklich sind.“ Genau so ist es. Wie bei Kühlschränken und Kühltruhen sagt die bunte Skala nicht, ob das Gerät wenig Strom verbraucht, sondern nur wie effizient es ist.

Ob wir nun in den Autohäusern eine Verbrauchsanalyse in Regenbogenfarben haben oder nicht, entscheidend ist, was hinten rauskommt. Oder vorne an Kraftstoff eingefüllt werden muss. Die Autokäufer setzen mehr als je zuvor auf sparsame Fahrzeuge. Da ist die Effizienz-Kennzeichnung eigentlich überflüssig. Bestenfalls ein interessantes Berechnungsspielchen. Und wäre die Effizienz-Auszeichnung eine Verbrauchsauszeichnung, hätten wir nicht das Problem mit der physikalischen Definition der Effizienz. Aber die Politiker wollten eine Effizienz-Auszeichnung, jetzt haben wir sie. Leider misst niemand die Effizienz der Politiker.

 

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