J.D. Powers-Studie zur Kundenzufriedenheit: Tesla-Qualität: mies, Gag: top – Auch Audi lässt nach

Tesla bietet zwar einen Einbruchschutz wie sonst nur der 007-Dienstwagen, liegt aber in der Macken-Hitliste weit hinten. Noch enttäuschender ist Audi.

Von Harald Kaiser

Ist es nur ein Gimmick oder eine sinnvolle Sache? Es geht um die neuartige Fernüberwachung bei Tesla-Autos, die einen Hauch James Bond-Glamour besitzt und die man eher am Aston Martin des ewigen Agenten vermuten würde. Denn der Tesla-Fahrer kann mithilfe der neuerdings freigeschalteten Remote-Funktion über eingebaute Kameras im Auto die unmittelbare Umgebung des E-Mobils kontrollieren. Und zwar per Mobilfunk bequem von zuhause, aus dem Büro, vom Restaurant oder von sonstwo. „Sentry Mode Live Camera Access“ heißt die Technik (übersetzt etwa: Überwachungsmodus mit Live-Kamerazugriff).

Kommt dem Auto jemand (zu) nahe, lässt sich das nicht nur beobachten und bei einem Einbruchsversuch auch blitzschnell die Polizei verständigen, wer will, kann auch selbst aktiv werden. Und zwar über einen unter dem Wagen angebrachten Lautsprecher, der für Teslas ab dem Baujahr 2019 in den USA vorgeschrieben ist (ursprünglich, um darüber Fußgänger vor dem relativ lautlosen Auto zu warnen). Gut möglich, dass der böse Bube seinen Knack-Versuch dann schnell abbricht, wenn er überraschend die Stimme des Autobesitzers hört. Etwa so: „Ey, Du Penner, lass’ die Finger von meinem Auto. eine Videokamera zeichnet alles auf. Also hau ab!“

Die jährliche J.D.Powers-Studie zur Kundenzufriedenheit deckt viele Mängel auf

Und gut möglich ist auch, dass die Vorführung solch einer Nummer im feucht-fröhlichen Kreis von mehreren Leuten ziemlichen Eindruck machen kann. Ein ähnlicher Gimmick dürfte sich bei einem anderem Thema allerdings nicht einstellen: Nämlich, wenn es um die Qualität der Teslas geht. Damit protzen zu wollen geht laut einer aktuellen Untersuchung nach hinten los. Denn kürzlich hat das US-amerikanische Beratungsunternehmen J.D. Power die neueste Version seiner weithin gleichermaßen geschätzten wie gefürchteten Qualitätsstudie für Neuwagen vorgestellt. Danach sieht es für den Börsen-Star Tesla nach dem katastrophalen Einstand 2020 dieses Jahr nur wenig besser aus.

Einmal alle zwölf Monate veröffentlicht J.D. Power Umfrageergebnisse der „Initial Quality Study“*. Dabei werden Neuwagenkäufer befragt, wie zufrieden sie mit der Qualität der von ihnen erworbenen Fahrzeuge sind. Dafür ermittelt das Beratungsunternehmen den so genannten „PP100-Wert“, der angibt, wie viele Probleme pro 100 Fahrzeugen in den ersten drei Monaten des Besitzes aufgetreten sind. Allgemein seien vor allem die Infotainment-Systeme der problematische Bereich. Sechs von zehn wesentlichen Problemen seien in diesem Segment gemeldet worden, heißt es von Seiten der Beratungsfirma. Dies erkläre auch, wieso Massenmarken besser abschnitten als Modelle von Premiumherstellern, denn letztere – wie Tesla – statten ihre Fahrzeuge in der Regel mit komplexerer und wohl auch anfälligerer Technik aus.

Audi verlor Plätze im Qualitätsranking

Als Tesla im Vorjahr erstmals in die Untersuchung aufgenommen wurde schnitt der Hersteller prompt als qualitativ schlechtester Autobauer ab. 250 Fehler wurden pro 100 Fahrzeuge ermittelt, mit einem Abstand von 22 Punkten zum vorletzten Platz landete Tesla am Ende. Die neue Studie wurde daher nicht nur von Tesla-Fans mit Spannung erwartet. Tatsächlich konnte sich das Unternehmen von Elon Musk bei der Fehleranzahl ein wenig verbessern: Auf 100 Fahrzeuge fielen nur noch 231 Mängel an – damit kämpfte sich Tesla um zwei Plätze nach vorn und belegt im 2021er-Ranking den drittletzten Platz. Allerdings muss erwähnt werden, dass dies eine inoffizielle Einstufung ist, denn Tesla war (wohl aus gutem Grund) nicht damit einverstanden, dass Kunden zur Qualität befragt wurden. Manager-Showstar Musk hatte nämlich zuvor im US-TV eingeräumt, dass die Firma mit großen Qualitätsschwankungen zu kämpfen hatte. J.D. Power hat zwar dennoch Kunden zu Mängeln am Auto interviewt, deshalb aber die Schlusseinstufung  sozusagen außer Konkurrenz laufen lassen. Noch schlechter als Tesla schnitt in der aktuellen Untersuchung der Autobauer Audi ab, der im Vergleich zum Vorjahr sogar um einen Platz abrutschte und sich mit einer Positionierung hinter Tesla zufriedengeben muss. 240 Probleme wurden hier auf 100 Fahrzeuge gemeldet – im Vorjahr kam das Unternehmen aus Ingolstadt noch auf 215 Fehler pro 100 Wagen.

Der gigantische RAM steht auf Platz eins

Auch andere deutsche Automarken konnten im Rahmen der J.D. Power-Studie nicht überzeugen. Für Volkswagen-Fahrzeuge wurden 213 Fehler je 100 Fahrzeuge gemeldet, die Daimler-Tochter Mercedes-Benz kam auf 193 Probleme. Damit liegen die beiden deutschen Automobilhersteller im unteren Mittelfeld. Etwas besser konnte sich der Münchener BMW-Konzern platzieren, für dessen Fahrzeuge 166 Mängel pro 100 Autos ermittelt wurden. Die einheimische Konkurrenz in den Schatten stellte unterdessen der Sportwagenhersteller Porsche. Mit einer Fehleranzahl von 163 auf 100 Fahrzeuge landete die Volkswagen-Tochter immerhin auf Platz 16 in der Studie, gemeinsam mit Lincoln. Der Abstand zum Besten des Rankings ist allerdings noch groß: Der Hersteller RAM, der riesige Pickups baut und zum europäischen Stellantis-Konzern zählt (u. a. Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, Fiat, Lancia, Maserati, Opel, Peugeot), kam auf nur 128 Probleme pro 100 Autos.

 

*https://www.jdpower.com/business/press-releases/2021-us-initial-quality-study-iqs

 

 

 

 

 

 

 

 

Kommentar hinterlassen zu "J.D. Powers-Studie zur Kundenzufriedenheit: Tesla-Qualität: mies, Gag: top – Auch Audi lässt nach"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*