Audi Skysphere-Konzeptstudie: Die Zukunft ist länger als die Vergangenheit

Skyspher concept: Blick in die Audi-Zukunft

Die Audi-Vorstellung im kalifornischen Pepple Beach hätte Aufsehen erregender nicht sein können. Der Wow-Effekt verbreitete sich rund um das Exponat wie die Gravitationswellen des Urknalls über den berühmten Golf-Kurs, wo die automobile Medien- und Car-Guys-Szene jedes Jahr auf der Monterey Auto Week Designstudien bewundert und Oldtimer zu irrwitzigen Summen neue Besitzer finden.

 

Die Audi-Studie Skysphere dürfte zu den spektakulärsten Exponaten nicht nur dieses Jahres zählen, weil sie so weit in die Zukunft reicht, dass sogar einige der Moderne aufgeschlossene Journalisten nicht mithalten können und mental atemlos fragen, ob Audi nichts Besseres zu tun habe. Hat Audi gar zu weit gedacht? „Haben die im #Audi-Design sonst nichts mehr zu tun? In welchen Sphären bewegt sich Marc Lichte da?“ fragt der

Beim autopilotierten Fahren verschwindet das Lenkrad     Fotos: Audi

renommierte Herausgeber und Chefredakteur des Magazins für E-Mobilität, „Edison“, Franz Rother. Und er schreibt auf Facebook: „Ein elektrischer Roadster von fünf Metern Länge mit Ziehharmonika-Karosse: Das muss uns #Audi-Designchef Marc Lichte erst einmal erklären.“ Lieber Franz, dann musst Du aber auch Deine Zukunfts-Skepsis in Bezug auf Technologie-Fantasie erklären. Concept-Cars sind nun mal aus Fantasie geformte Visionen, aber keineswegs sinnlose Fantastereien.

Ein Fingerzeig in die Zukunft

Eine Zukunftsstudie darf und muss unbedingt die Grenzen banaler Vernunft überschreiten, wenn sie Schrittmacher sein will. Eine Studie ist nur ein Fingerzeig in eine Zukunft, die niemand kennen, die aber durchaus gestaltet werden kann, nein: gestaltet werden muss!

Visionärer Innenraum mit eingefahrenem Lenkrad

Ich finde, dass Audi im Skysphere Faszinierendes geschaffen hat, das Lust auf Zukunft macht, abweicht von der mainstreamigen CO2-Diskussion. Denn es gilt: Zukunft ist (zunächst) aus Fantasie gemacht, Zukunft ist grenzenlos und vor allem gilt: Zukunft ist länger als die Vergangenheit. Audi ist mit dem Skysphere keineswegs zu weit gesprungen.

Zu zeigen, was geht, geht nie zu weit.

Genau diese Vision von der Zukunft haben die Audi-Designer und Ingenieure in einer außergewöhnlichen Symbiose zum Ausdruck gebracht. Hier verschwimmen Technologien und Design zu einer futuristischen Skulptur, die eine immense technologische Ausstrahlung hat. Audi hat sich dabei keinesfalls auf sinnlosem Terrain bewegt, sondern konkretisiert, wie automobile Zukunft (auch) aussehen kann. In der Studie begegnet uns irgendwie nicht nur das Design der Zukunft, sondern die Zukunft selbst. Lieber Franz Rother, für Design-Studien gilt: Zu zeigen, was geht, geht nie zu weit.

Kühnheit darf durchaus verwegen erscheinen

Was macht das Skysphere concept so spannend? Mich beeindruckt vor allem, wie hier Technologie und Design zu etwas Neuem verschmelzen, zu anfassbarer Realität gerinnen, die erkennen lässt, dass designte Kühnheit sogar etwas Verwegenes haben darf. Eine Vision zwischen mittlerweile elektrischer Realität und technologischer Hochrechnung.

Audi Skysphere im Lounge-Modus

Audi sieht in dem progressiven, zur Sonne hin offenen Zweisitzer eine „Vision fürs Luxussegment der Zukunft“. Der Innenraum werde zum „Erlebnisraum‘“, das gesamte Auto zum „Experience Device“. Klingt nicht ganz so formvollendet wie das concept car aussieht. Aber vielleicht sind solche etwas abgehobenen Termini notwendig, um dem Virus der Technologiephobie vorzubeugen. Die Technologie des elektrisch angetriebenen Skysphere beinhaltet quasi zwei Fahrzeugkonzepte auf vier Rädern. Der variable Radstand macht aus dem autonom fahrenden Lounge-Roadster mit seinen 5,19 Meter Länge einen vom Fahrer konventionell per Lenkrad steuerbaren 4,94 Meter langen Sportwagen.

Autopilotiertes Fahren ohne Lenkrad

Zu sehen, wie das Lenkrad unter das Dashboard fährt oder hervorkommt, die Pedale unsichtbar werden, macht Gänsehaut und vermittelt autopilotiertes Fahren, wie es einmal sein wird. Siehe auch: youtube.com/watch?v=0McQmw0h5mQ

Der Antrieb im Audi Skysphere wird aus einem E-Motor auf der Hinterachse generiert. Über 600 PS beschleunigen das Fahrzeug in nur vier Sekunden auf 100 km/h. Die Batterie soll für mehr als 500 Kilometer Reichweite gut sein. Die Lenkung ist als Steer-by-wire ausgelegt, verzichtet auf eine mechanische Verbindung und lässt damit der individuellen Auslegung jeden Spielraum. Die Variabilität des Fahrwerks neuester Entwicklung ist nahezu grenzenlos. Von komfortabler Grundauslegung bis zu progressiv-sportlicher Strenge ist mit diesem Aktivfahrwerk und der Hinterradlenkung alles möglich.

Ausblick auf den künftigen A8

Die technologisch zugespitzte Hightech-Studie bietet sowohl in Sachen Design als auch in Bezug auf Technologien alles auf, was irgendwann möglich und zum Teil wohl schon im nächste Audi A8 Realität sein wird. Von den interessanten Illuminations-Details bis zum ungewöhnlich gestalteten Innenraum (siehe Fotos). Der Skysphere aus der Zukunft ist auch ein wertvolles psychologisches Element automobiler Überzeugungskraft zur Stärkung individueller Mobilität. Mag die Studie noch so überzogen

Die Proportionen eines E-Sportwagens

sein, für Otto Normalverbraucher unerreichbar erscheinen. Sie ist Ausdruck der Innovationskraft der Autoindustrie und insofern der Beweis dafür, dass individuelle Mobilität unabhängig von der Antriebstechnologie Zukunft hat und haben muss.

Nach dem Skysphere folgt auf der IAA in München der Grandsphere als Ausblick auf den nächsten A8 und 2022 der Audi Urbansphere als Ausblick auf Audis künftige Formensprache.

Vorsprung durch Technologie

Apropos: Angesichts dieser visionären Zukunfts-Studie sollte das Audi-Marketing auch mal drüber nachdenken, ob der so mechanisch klingende Slogan „Vorsprung durch Technik“ aus 1971 nicht in „Vorsprung durch Technologie“ abgewandelt werden müsste. Wie altmodisch der damals auf Mechanik ausgerichtet Slogan klingt, wird deutlich, weil niemand von Technikführerschaft-, sondern nur von Technologie-Führerschaft spricht.

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