Audi unter Strom – so planen die Ingolstädter ihre Elektrozukunft

Anders als der Wettbewerber aus München belässt es Audi nicht mit zwei Elektromobilen, um dann ein paar Jahre Pause zu machen. Der Audi e-tron war nur der Auftakt einer lang angelegten E-Offensive, die den Münchner Wettbewerber auf diesem Feld alt aussehen lässt. Die E-Langzeitstrategie von Audi gestaltet sich als glaubwürdiger und ernsthafter Schwenk, um mit dem Strom zu schwimmen.

Sicher ist es nicht leicht, in einem Verbrenner-Unternehmen mit hervorragenden Motoren plötzlich das Elektro-Zeitalter einläuten zu müssen. Das bedeutet für jeden Mitarbeiter teils schmerzhaftes Umdenken, zumal weil im Bereich der Diesel- und Otto-Motoren-Produktion Personalabbau droht. Der Übergang zur Elektromobilität ist ein gigantischer Spagat, denn einerseits müssen noch die Verbrenner gepriesen und verkauft werden, andererseits die E-Modelle ins kommunikative Bewusstsein nicht nur der Kunden (!) geschoben werden.

Vorsprung durch E-Technologie

Die Konzern-Ansage von VW-Chef Herbert Diess, vor allem oder allein auf Elektromobilität zu setzen, ist nicht nur mit hohen Risiken belastet, sondern bindet natürlich auch sämtliche Marken des Volkswagenkonzerns in diese Strategie ein. Audi setzt dabei beeindruckend auf einen sanften, gleichwohl

Markante Licht-Signaturen sind charakteristische Design-Merkmale          Fotos: Audi

konsequenten Übergang vom Plug-in-Hybriden zum Batterie-Fahrzeug. Dabei sollen die Audi-E-Fahrzeuge als Design-Speerspitze so emotional aufgeladen werden, dass sich die Audi-Gemeinde weiterhin am Design, an Fahrleistungen und Cockpit-Digitalisierung begeistern kann. Aus dem „Vorsprung durch Technik“ soll quasi ein Vorsprung durch E-Technologie werden.

Interior des Audi Q4 e-tron concept

Niemand weiß, wie erfolgreich E-Mobilität in den Märkten der Welt ausgerollt werden kann. Viele Unwägbarkeiten stehen im Raum. Sicher ist, dass Audi noch lange auch erfolgreich Verbrenner verkaufen wird. Bis 2023 will Audi knapp 14 Milliarden Euro in die E-Mobilität investieren und rechnet damit, dass ab 2025 ein Drittel der Audi-Verkäufe reine Batterie-Elektrofahrzeuge sein werden. Wenn diese Prognose daneben geht, hat nicht nur Audi ein Problem. Bis 2025 will Audi 30 „elektrifizierte“ Modelle vorstellen. Elektrifiziert heißt nicht Batterie-elektrisch, sondern schließt die Hybridisierung, also Elektroantrieb im Verbund mit einem Verbrenner ein.

Audi profitiert von der Plattform-Strategie

Die jetzt vorgestellte E-Strategie basiert auf vier elektrifizierte Konzern-Plattformen. Audi hat dabei gewissermaßen freie Hand, sich Batterie-technologisch bei den Schwestermarken zu bedienen. Das spart Kosten und unnötige Doppelentwicklungen. Allerdings sollen Audi-typische Qualitäten im Antrieb, im Fahrwerk und im Design weiterhin deutlich herausgearbeitet werden, so dass die Originalität der Marke, ihr Charakter und ihr Image erhalten bleiben. Die jetzt in München vorgestellten Modelle sind – keine Frage – wahre Hingucker. Der Blick in die Zukunft ist mindestens designseitig ein schönes Erlebnis.

Der GT e-tron weckt Emotionen

Was mit dem e-tron SUV begonnen hat, soll 2020 mit dem viertürigen Gran Tourismo e-tron GT fortgesetzt werden. Er steht auf der Porsche-Performance-Plattform J1, die zur Zeit im Taycan Furore macht. Der batterielektrische Audi GT e-tron soll 590 PS haben, 400 Kilometer weit kommen und alle Merkmale eines Supersportwagens in sich tragen. 3,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und 240 km/h Spitze. Audi wird weitere noch stärkere Leistungsträger des ersten GT nachlegen, wie zu hören ist. Das auf 800 Volt Spannung ausgelegte Hochvolt-System soll an einer Hochleistungs-Ladesäule mit 350 kW in 20 Minuten 80 Prozent Reichweite „tanken“ können. Betrachten wir das Foto des GT, ist hohe Design-Emotionalität zweifellos eine der ganz besonders herausragenden Eigenschaften dieses Modells.

MLB evo (e-tron), J1-Performance Platform (e-tron GT concept), MEB (Q4 e-tron concept), PPE (design model Sportback-Layout).

2021 will Audi den rein elektrischen SUV Q4 e-tron auf den Markt bringen. Der in der Basisversion heckgetriebene SUV (quattro-Antrieb optional) soll 306 PS leisten. Alles in allem

Audi-Plattformstrategie mit vier Plattformen

kommt nun bei Audi die Elektromobilität in Schwung und es wird nicht lange dauern, bis sämtliche Modelle irgendwie unter Strom stehen. Bei ersten Testfahrten mit den Plug-in-Hybriden rund um München (u.a. A7 Sportback und A8 TFSI e) haben wir festgestellt, dass „elektrifiziertes“ Fahren keinerlei Verzicht abverlangt oder Reichweiten-Sorgen den Fahrer quälen, weil ein Verbrenner zusätzlich für Vortrieb zu sorgen bereit steht. Fazit: Der sanfte Übergang ins E-Zeitalter könnte bei Audi durchaus gelingen.

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