Porsche-Chef Matthias Müller macht das Rennen bei Volkswagen, Ferdinand Piëch ist fast am Ziel – fast?

Es war die letzte Arbeitswoche für Martin Winterkorn, wie hier zu lesen war, als selbst Winterkorn noch auf eine Zukunft als VW-Chef baute. Das Handelsblatt schreibt, der Rücktritt Winterkorns sei deshalb tragisch, weil Winterkorn eben erst einen Machtkampf mit dem VW-Eigentümer und Ex-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch für sich hatte entscheiden können. Der Autor übersieht, dass der vermeintliche Sieg Winterkorns über oder gegen Piëch nicht einmal ein Pyrrhussieg war, sondern lediglich eine vertagte Entscheidung. Der Sieger heißt ganz und gar nicht Winterkorn, was wir ja nun augenscheinlich vorgeführt bekommen haben.

Als Ferdinand Piëch im Zuge der Distanzierungs-Diskussion Matthias Müller an einem Wochenende gebeten, aufgefordert oder gefragt haben soll (Piëch hat das damals dementiert), er solle sich als Winterkorn-Nachfolger bereit halten, schäumte die Familie Porsche und mit ihr der gesamte VW-Aufsichtsrat, der ebenso davon ausgegangen war, dass Piëch nicht mehr ins Geschehen eingreifen würde. Winterkorn blieb im Amt.

Dass der Salzburger nicht im Traum daran dachte, Ruhe zu geben, hätte man sich denken können. Spätestens als er seinen Cousin Wolfgang Porsche überzeugte, dass Wiko auch nicht Aufsichtsratsvorsitzender werden könne, wussten Insider, dass Strippenzieher Piëch wieder da ist und die Fäden der Kontrolle auch als Schattenmann nicht aus der Hand zu geben gedenkt.

So, und nun? Piëch am Ziel? Es könnte sein, dass er jetzt wieder ganz offiziell ins Geschehen eingreift. Und auch noch mal die von ihm mitgetragene Entscheidung, Hans Dieter Pötsch zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Volkswagenkonzerns zu machen, revidiert. Gewiss ist das reine Spekulation, aber Ferdinand Piëch ist es eigentlich gewohnt, sich nicht mit halben Sachen, sprich halben Siegen zufrieden zu geben. Sollte die Entscheidung Pötsch zurückgenommen und Piëchs Wunschkandidat Wolfgang Reitzle AR-Chef werden, wäre das eine Macht-Demonstration, die ihresgleichen sucht. Dann hätte Piëch wieder mal bewiesen, dass er seine Ziele zu erreichen gedenkt, wenn es sein muss über Umwege. Allerdings wird der Aufsichtsratschef von der Hauptversammlung gewählt, die bislang immer der Empfehlung des Aufsichtsrats gefolgt ist und es auch diesmal tun wird.

Als die Entscheidung zum Vorschlag AR-Vorsitz im Präsidium anstand, entschied man sich für VW-Finanzchef Pötsch, weil es jemand sein musste, „der Volkswagen genau kennt“, wie Wolfgang Porsche mir auf der IAA sagte. Nun gilt es aber gerade, VW-Verkrustungen aufzubrechen. Jetzt wäre ein Mann von draußen vielleicht der Richtige.

Dass in mehreren Medien nun die Vermutung geäußert wird, dass Piëch selbst dafür gesorgt haben könnte, #Dieselgate zu initiieren, ist irgendwie nachvollziehbar. Dagegen spricht: Würde Piëch das Riskio in Kauf nehmen, dem VW-Konzern und damit sich selbst finanziell in dieser Dimension zu schaden? Ein VW-Mann sagte mir: „Alles ist möglich. Vielleicht hat er tatsächlich den Stein ins Wasser geworfen und muss nun mit ansehen, wie das Thema außer Kontrolle gerät mit unabsehbaren Folgen für den Konzern, die Autoindustrie und: den Diesel-Motor. Das kann auch ein Piëch nicht gewollt haben. Aber wer kennt schon Piëchs Gedanken…“

In Deutschlands Entwicklungsabteilungen wird nun diskutiert, wo das enden soll. Dass nun selbst Fahrzeuge verunglimpft werden, die alle gesetzlichen Anforderungen (auf dem Prüfstand) erfüllen, sorgt für Verunsicherung. Schließlich emittiert jedes Auto außerhalb des Prüfstands anders, das ist schlicht Physik und Chemie. „Wenn jemand etwas anderes haben will, dann sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu ändern. Das kann nur die EU“, kommentiert das ein erfahrener Automobil-Ingenieur.

Fortsetzung folgt.

 

Kommentar hinterlassen zu "Porsche-Chef Matthias Müller macht das Rennen bei Volkswagen, Ferdinand Piëch ist fast am Ziel – fast?"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*