Der Polo ist auch als Kleinwagen ein Großer

Erwachsen geworden: der Polo ist dem Golf nahe gekommen

Diesel-Fans müssen nicht traurig sein, weil es den neuen VW Polo nur noch als Benziner gibt. Denn der Kleine ist mit dem Otto-Motor-Dreizylinder fast ebenso sparsam wie der frühere Diesel, macht ebenso Spaß und muss kein zusätzliches AdBlue tanken. Der von uns getestete Polo hat uns in allen relevanten Kriterien der Abteilung Kleinwagen überzeugt. Nur beim Preis haben wir Vorbehalte: Ein Kleinwagen für fast 29.000 Euro sind schon ein Wort…

Allerdings müssen wir einräumen, dass die 29.000 Euro für den Testwagen eine Menge an Extras boten, auf die wir bis auf die extrovertierte Farbe „Vibrant Violet Metallic“ für 540 Euro nicht verzichten wollten. Unser Testwagen, ein VW Polo Style 1.0 TSI mit 95 PS und handgeschalteten fünf Gängen, macht nicht nur Spaß, sondern zeigt auch den hohen Entwicklungsstand turbogeladener Otto-Dreizylinder: Komfortabel leise, vibrationsarm wie ein guter Vierzylinder, ausreichend temperamentvoll und mit von uns gemessenen rund 5,2 Litern Verbrauch auf 100 Kilometern an der Grenze zur Genügsamkeit eines Diesels angesiedelt. Und wer auf Extras verzichten will, kann den Basis-Polo als „Fresh“ schon ab rund 16.000 Euro bestellen. Die Serienausstattung ist auch in dieser Version beachtlich.

Kleinwagen-Design at it´s best

Zur Historie: Dass der Polo am Anfang nur ein kaum veränderter Audi 50 war, hat 1975 keinen Kunden gestört. Während der Audi 50 auf dem Markt nie so richtig in Schwung kam, ging´s für den Polo auf der Zulassungsstatistik nur bergauf. Bis heute rollen rund 18 Millionen Polos auf den Straßen der Welt. Der Polo gehört ohne Zweifel zu den begehrtesten Modellen aus Wolfsburg. Mittlerweile ist er – gemessen an der ersten Generation – zum vollwertigen Auto gereift. Und er ist mittlerweile so groß wie ein Golf II. Der Polo hat das Attribut „Kleinwagen“ eigentlich längst abgelegt. Auch in Bezug auf das technologische Angebot bietet er Details, die bislang nur weit oben in der automobilen Nahrungskette zu haben waren.

Die Motorleistung des 1-Liter-Dreizylinders reicht aus, im Verkehr bis zu 190 km/h zügig mit zu schwimmen

Das Fahren im Polo ist jederzeit komfortabel zu nennen. Überhaupt hat man als Fahrer oder Passagier immer das Gefühl, in einem richtigen, erwachsenen Auto zu sitzen. Kein Kleinwagen-Feeling, kein Verzicht in Sachen Raumgefühl, Fahrkomfort, Dynamik. Das Ansprechverhalten des Motors ist insgesamt gut, er reagiert mit geringer Verzögerung auf Gasbefehle und entfaltet seine Leistung weitgehend gleichmäßig und nachdrücklich. Niemand denkt beim Fahren daran, dass hier ein Dreizylinder Dienst tut. Die Fahrleistungen sind für alle Lebenslagen ausreichend, es kommt sogar ein wenig sportliches Temperament auf, wenn man die Gänge zu nutzen weiß. 10,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sind kein Sportwagenwert, aber ermöglichen es, jederzeit im Verkehr zügig bis zur Höchstgeschwindigkeit von knapp 190 km/h mitzuschwimmen.

Das Virtuelle Cockpit ist serienmäßig

In unserem Testwagen der Linie „Style“ fällt uns besonders das Digital Cockpit Pro mit dem größeren Bildschirm angenehm auf. Über die „View“-Taste im Multifunktionslenkrad kann der Fahrer zwischen drei grafischen Bühnen wählen und die Inhalte weitgehend frei konfigurieren. So lässt sich beispielsweise bei Fahrzeugen mit Navigationsfunktion eine große Kartendarstellung in das Display einblenden. Ebenso kann die Mediathek samt Coverflow zwischen Drehzahlmesser und Tacho projiziert werden. Ein lohnenswertes Extra ist die Rückfahrkamera für 280 Euro. Der Blick nach hinten gibt einfach ein höchstmögliches Maß an Sicherheit beim Rangieren und Einparken des 4,07 Meter kompakten Auto.

Ausstattungen aus den oberen Rängen der automobilen Nahrungskette

In Punkto Design setzt Polo die mit dem neuen Golf eingeschlagene Linie fort, ohne mit ihm verwechselbar zu sein. Dynamisch und modern, elegant und in jedem Detail von hoher Design- und Material-Qualität. Einen Kleinwagen großartig zu formen, ist allemal schwerer, als einer großen Limousine Ästhetik zu verpassen. Zweifellos trifft der Polo den Geschmacks-Nerv der Zeit. Erstmals mit „IQ.Drive Travel Assist“ ausgestattet bietet er jetzt teilautomatisiertes Fahren. Die IQ.Light LED-Matrix-Scheinwerfer sind in dieser Klasse ein exklusives Bonbon, das die Nacht zum Tag werden lässt. Und bereits serienmäßig: das digitale Cockpit, das über zahlreiche Tasten im Lenkrad gesteuert werden kann. All das ein Beweis der von VW schon lange propagierten „Demokratisierung“ technischer Entwicklungen, die aus der Oberklasse sukzessive in die unteren Ränge der automobilen Nahrungskette durchsickern.

Ein Cockpit mit digitalen Instrumenten in einem futuristischen Display-Design fand man  bislang nur in Fahrzeugen der Oberklasse. Dass nun auch im Kleinwagen Polo eine Virtuelles Cockpit mit der Kartendarstellung zwischen digitalem Drehzahlmesser und Geschwindigkeitsanzeige anzutreffen ist, ist der Beweis für die von VW propagierte „Demokratisierung“ technischer Entwicklungen.

Fazit: Der aktuelle Polo ist in unseren Augen ein ganz Großer unter den Kleinwagen. Der Dreizylinder Benziner weckt mit seinem angenehmen Charakter die Hoffnung, dass die Entwicklung synthetischer Kraftstoffe solchen High-Tech-Verbrennern noch ein langes Leben beschert. Dass VW sich in Sachen Technologie-Transfer nicht scheut, dem Kleinen zahlreiche Details serienmäßig einzubauen, reduziert die Vorbehalte angesichts der Premium-Preisgestaltung. Zählt man alles zusammen, ist der Polo seinen Preis wert, anders gesagt: preiswert.

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