auto, motor und sport: überraschend subtil autokritisch

Überraschend, wie sich selbst das ehemalige Zentralorgan der Vollgas-Freunde „auto motor und sport“ subtil autokritisch geriert. Manches könnte auch in der nachgerade autofeindlichen „taz“ stehen.

Da schreibt zu meiner Verblüffung Digital-Chefredakteur Jochen Knecht im Moove-Letter ein wenig polemisch gegen die Äußerungen des designierten Verkehrsminister Volker Wissing an. Der habe „Diesel-Nebelkerzen“ geworfen. Knecht schreibt: „Dass er sich als Anwalt der Autofahrer sieht, entspringt zwar lediglich der Interpretation der Kollegen vom SPIEGEL, sein Ansatz, die Kfz-Steuer für Diesel-Fahrzeuge zu senken, um die Belastungen durch die aktuell hohen Energiepreise zumindest teilweise auszugleichen, sorgt aber erwartungsgemäß für reichlich Frust beim Rest der Ampel-Parteien.“

Hallo, Herr Knecht, das stimmt so nicht! Nicht um die hohen Spritpreise zu kompensieren, hat Wissing diese „Nebelkerze“ geworfen, sondern um die beim Diesel höhere Kfz-Steuer auszugleichen. Hintergrund: Eine EU-Richtlinie fordert, die Steuern für Benzin und Diesel anzugleichen. Wissings Forderung ist deshalb absolut berechtigt, plausibel und eigentlich logisch. Die EU-Vorgabe nach gleichen Steuern bei Diesel und Benzin darf doch nicht auf den Kraftstoff beschränkt bleiben, sondern auf alle Kfz-Steuern, ob an der Tanksäule oder beim Motorsystem. Knecht nennt Wissings Forderung „billigen Populismus“. Das ist unredlich, finde ich.

Recht hat der geschätzte Kollege allerdings damit, dass die ab 1. Januar 2022 anstehende Erhöhung beim Diesel um rund 18 Cent für Vielfahrer nicht durch eine Senkung der Kfz-Steuer ausgeglichen werden kann. Aber: Das Kultblatt der individuellen Mobilität zeigt in jüngster Zeit immer wieder Anzeichen, auf den automobilkritischen linksgrünen Kurs einzuschwenken. Fehlt nur noch, dass die ams-Redaktion künftig Testfahrten mit hoch motorisierten Verbrennern unterlässt, um den ams-CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

Auch die von mir wegen ihrer Kompetenz im Übrigen hoch geschätzte Chefredakteurin Birgit Priemer kritisiert auf einmal ziemlich harsch die deutsche Autoindustrie, von der die Motorpresse-Verlag seit seinem Bestehen reichlich profitiert hat. Priemer kritisiert, dass die Finanz- und Führungseliten der Welt in Privat-Jets nach Glasgow zum Klimagipfel geflogen sind. Sie könnten – so Primer – ihren Beitrag leisten:…“durch Verzicht auf milliardenteure Yachten, Häuser im Überfluss, Privatflieger oder fragwürdige Ausflüge ins All“. Das liest sich wie die ständige Systemkritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen in der „taz“. Und weiter: „ Wir alle, die Menschen an der Basis quasi, müssen mit unserem Verhalten dazu beitragen, die Erde im Lot zu halten.“

Also bitte keine sinnlosen Ausflüge in den Weltraum mehr, keine Privatflugzeuge, keine Yachten und keinesfalls mehr Häuser für einzelne Menschen. Klingt ein bisschen nach Klassenkampf…

Mit dem Argument der Autohersteller, dass sie verkaufen, was die Kunden wollen, kann Frau Priemer nichts anfangen: „Setzen, sechs, möchte man da vielen hochdekorierten Automanagern zurufen.“ (Wo bleiben die -innen?) Und weiter: „Brennstoffzelle, E-Fuels und attraktive Elektroautos, die den Kunden auch ansprechen – das hätten wir alles viel früher haben können. Und es waren übrigens immer deutsche Unternehmen wie Daimler, VW und BMW, die bei diesen Technologien die Nase hätten vorne haben können. Das Finale haben dann andere entschieden. Toyota mit der Brennstoffzelle, Tesla mit E-Autos.“

Hier irrt die Chefredakteurin: Das Finale ist noch lange nicht entschieden. Warten wir es ab. Und bleiben wir dabei, dass die Kunden kaufen dürfen, was sie wollen. Ob Diesel, Benziner, Synfuel-Verbrenner, Brennstoffzellen-Auto, Plug-in-Hybrid oder ein Batterie-Auto.

 

 

 

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