Schöner Schein bei Tesla

Tesla-Chef Elon Musk

Kommentar von Harald Kaiser:

Toll, wie vermeintlich ehrliche Bilanzahlen Erfolg vortäuschen können. Tesla, von vielen Medien gerne zum Shootingstar und Schreck aller anderen Autofirmen hochgejazzt, ist ein wunderbares Beispiel dafür.

Der kalifornische Autobauer gab vor ein paar Wochen bekannt, dass man alle Erwartungen übertroffen habe und im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres insgesamt 184.800 Elektroautos ausliefern konnte. Umsatz: 10,4 Milliarden Dollar, Gewinn: 438 Millionen Dollar. Angeblich konnte Tesla 2020 erstmals ein Jahr ohne Verlust verbuchen und so geht es 2021 anscheinend weiter.

Schön wärs. Wer sich nämlich das Zahlenwerk* genau anschaut, was freilich nur wenige tun, dann sieht die Lage ganz anders aus. Geldverdienen mit dem Verkauf von Autos? Nicht bei Tesla! Geld wird schon verdient, aber durch den Verkauf von speziellen Zertifikaten. Es gibt mithin keinen Grund, dass der kalifornische Auto-bauer rein wirtschaftlich als Vorbild für die Traditionskonzerne der Konkurrenz dienen könnte. Denn die machen tatsächlich teils satte Gewinne mit dem Verkauf von angeblich gesellschaftlich verpönten Stinkern. Und genau diese bösen Abgas-buben müssen nämlich, wie VW-Chef Herbert Diess kürzlich zutreffend meinte, das Geld für die Entwicklung der vermeintlich sauberen Elektroautos verdienen. Wobei gerne darüber die Augen verschlossen werden, wie umweltfreundlich oder -feindlich der Strom dafür erzeugt wird und wie ausbeuterisch die Rohstoffe für die Akkus beschafft werden.

Weil es irgendwie gegen den allgemeinen Elektroauto-Hype zu sein scheint und obendrein auch mühselig ist, sich mit solchen Details auseinanderzusetzen und weil ferner alles Grüne prinzipiell unkritisch Konjunktur hat und nur selten hinterfragt wird, hängen viele Gläubige an den Lippen des Tesla-Gurus Elon Musk. Der versteht es immer wieder, sich geschickt in der Öffentlichkeit als Heilsbringer, Überflieger und alleinigen Durchblicker zu inszenieren. Bei bei einem gleichermaßen scharfen wie unideologischen Blick auf das Zahlenwerk ist indes festzustellen, dass die tatsächliche Lage anders aussieht. Ganz anders sogar.

Das Geschäft mit Zertifikaten

Denn in Wahrheit werden Musks öffentlich Auftritte vor allem von einer Emotion gespeist: Angst. Angst um sein Geschäft mit den Autos, Angst um sein Standing, aber vor allem Angst um das Geschäft mit den Zertifikaten. Genauer: Abgaszertifikate. Denn je mehr Elektroautos von den Konkurrenten auf den Markt kommen, desto mehr muss er fürchten, schon bald viel weniger oder gar keinen Dollar mehr mit dem Verkauf dieser Abgasrechte verdienen zu können. Was bedeuten würde: Dass das fette Minus, das Tesla seit mehr als zehn Jahren im reinen Geschäft mit Autos macht, plötzlich in den Vordergrund treten würde.

Bei diesen Zertifikaten handelt es sich um so genannte Verschmutzungs- oder Emissionsrechte. In den USA gilt die Verordnung, dass die neuen Modelle der US-Autobauer seit Anfang 2020 im Schnitt nur noch 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer emittieren dürfen. Wer Autos baut, die kein direktes Abgas erzeugen, wie Tesla, bekommt staatliche Boni in Form von Gutschriften, die auch Zertifikate genannt werden. Und all jene Hersteller, deren Autos mehr Co2 ausstoßen als erlaubt, müssen saftige Strafen an Vater Staat entrichten. Denen können die „Abgas“-Konzerne jedoch entgehen, wenn sie diese Zertifikate zum Beispiel von Tesla kaufen – was erlaubt ist. Klar, dass Messias Musk diese Einnahmequelle nutzt, um die eigentliche Schieflage in der Kasse zu überdecken.

Werden die Zertifikate wieder verschwinden?

So soll nach Medienberichten allein der Konzern FiatChrysler, der inzwischen zusammen mit Peugeot „Stellantis“ heißt, zwischen 2019 und 2021 rund 2,4 Milliarden US-Dollar an Tesla für diese Verschmutzungsrechte gezahlt haben. Ähnlich der Volkswagen-Konzern, der laut dem Branchendienst „electrive.net„, ebenfalls solche Papiere bei Tesla gekauft haben soll – in unbekannter Höhe. Unterm Strich brachten diese Zertifikate Tesla allein 2020 1,6 Milliarden Dollar ein. Ohne diese Einnahmen wäre die Bilanz tiefrot. Und es geht munter weiter so. Im ersten Quartal 2021 wurden aus dieser Finanzquelle weitere 518 Millionen Dollar* eingenommen.

Doch: „Diese Zertifikate werden verschwinden“, zitiert der US-Fernsehsender CNN den Analysten Gordon Johnson von GLJ Research. Denn je mehr andere Autokon-zerne auf Elektroautos umschwenken, desto weniger Strafzertifikate werden diese kaufen müssen. General Motors, Volkswagen, BMW und Mercedes haben kürzlich klar gemacht, dass ihr Ziel der totale Elektroumschwung ist. Mit anderen Worten: Es ist absehbar, wann das Heulen und Zähneklappern bei Tesla richtig laut werden wird. Gut möglich jedoch, dass genau diese Angst vor dem wirtschaftlichen Tod zu zweierlei führen wird: Zwecks Ablenkung von den anstehenden Problemen zu noch mehr öffentlichem Getöse von Musk und/oder Tesla wird genau deswegen von einem der verhassten Konkurrenten geschluckt – was für den Guru und seine Gläubigen die größte denkbare Niederlage wäre.

1 Kommentar zu "Schöner Schein bei Tesla"

  1. Rolf F. Nieborg | 14. Mai 2021 um 12:26 | Antworten

    Ein logisch erklärtes Bankrott-Szenario für Tesla und seinen Öko-Blender Elon Musk…vielleicht existiert aber doch eine probate Lösung, falls Musk zusammen mit der GRÜNEN Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock auch auf Kobold setzt…

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