Die Zukunft des Automobils ist länger als seine Vergangenheit

Wenn es um die Zukunft geht, lassen sich die Menschen immer wieder von der Gegenwart bremsen. Weil es keine Wasserstofftankstellen gibt, sei das Autofahren mit Wasserstoff langfristig illusorisch, sagen die Skeptiker zu dieser unzweifelhaft zukunftsträchtigsten Kraftstoff-Technologie. Hätten wir dieselben Menschen vor 128 Jahren gefragt, ob das Automobil mit Benzinmotor eine Chance haben würde, wäre die Antwort gewesen: Wir haben zu wenig Apotheken, Benzin wird sich nie durchsetzen. Und? Tanken wir heute noch in der Apotheke wie einst Berta Benz auf ihrer mutigen Fahrt mit dem Motorwagen ihres Mannes Carl Benz von Mannheim nach Pforzheim?

Die Sicherung der automobilen Zukunft heißt langfristig Wasserstoff und Brennstoffzelle. Darüber sind sich alle führenden Autoingenieure einig. Auch wenn der Weg dorthin noch lange dauert. Dass nun die Japaner wie Hyundai und Toyota mit kaufbaren Brennstoffzellen-Fahrzeugen die Pole-Position einnehmen, zeigt deren Mut und zukunftsorientiertes Denken. Wenn man sich dagegen an BMW erinnert, jene Firma, die den Siebener mit Wasserstoffmotor mit zwölf Zylindern fast zur Serienreife entwickelt hatte, die Wasserstoff-Tankstelle am Münchner Flughafen und das Projekt aber ziemlich leise und fast schon verschämt eingestellt hat, kann durchaus fehlenden Mut konstatieren. Schade.

Zukunft erfordert also nicht nur Mut, Ideen und Innovationsfreude, sondern vor allem Fantasie. Sich vorstellen zu können, dass es einmal überall vollautomatische Wasserstoff-Zapfsäulen geben könnte, ist nur dann schwer, wenn man sich nicht für die Zukunft interessiert und im Heute verharrt. Dabei ist Zukunft so spannend und vielversprechend, weil sie schon morgen beginnt und wir jetzt die Weichen stellen müssen, wenn wir auch in 50 Jahren noch Auto fahren wollen. Und klar ist auch: Die Zukunft des Automobils ist länger als seine Vergangenheit.

Und wenn es um die Frage geht, womit unsere Kinder und Enkelkinder ihre Autos betreiben (die es mit Sicherheit so lange geben wird, wie es Menschen gibt), scheiden sich die Geister wie die Moleküle und Atome bei der Elektrolyse.

„Das Elektroauto ist tot“, lautete einmal die Überschrift in einer deutschen Tageszeitung, um im Artikel fortzufahren „ … das Auto der Zukunft fährt mit der Brennstoffzelle“. Entweder hat der Autor die Zusammenhänge nicht richtig verstanden oder er versteht unter Elektroauto wirklich nur das Auto mit Batterie. Wenn man die Menschen auf der Straße fragt, dann können die sich unter dem Autofahren mit Brennstoffzelle wenig vorstellen. Die beiden prinzipiell ähnlichen Systeme sind Ausdruck unterschiedlicher Betrachtungsweisen. Nicht jeder weiß, dass auch das Brennstoffzellen-Auto ein Elektrofahrzeug ist. Denn es fährt genauso mit Strom wie ein Batteriefahrzeug, der aber nicht aus einer Batterie kommt, sondern an Bord in der Brennstoffzelle mit Wasserstoff erzeugt wird.

Dass die Elektromobilität kurzfristig auf die Brennstoffzelle umsteigen kann, ist mangels Infrastruktur mit Wasserstoff-Tankstellen kurzfristig sicher nicht zu erwarten. Zumal weil die Ingenieure in den nächsten zwei Jahren wohl einen Reichweiten-Durchbruch mit echten 500 Kilometern Batterie-Reichweite schaffen werden. Damit ist das Batterie-Problem aber nicht ganz gelöst: Denn während die Betankung mit Wasserstoff etwa so lange dauert wie mit herkömmlichem Kraftstoff heute, wird die Ladezeit nach wie vor sehr viel länger dauern als eine Kaffeepause.

 

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