Wenn in den Ankündigungen der Autohersteller immer vom Jahr 2020 oder gar 2025 die Rede ist, wenn es um die Marktreife fürs automatisierte Fahren geht, ist das zwar richtig, aber mehr der vornehmen Zurückhaltung geschuldet als der wirklichen Planung. „Wir könnten morgen mit dem autonomen Fahren, mit dem Auto-Piloten in Serie gehen, wenn wir von der Technologie reden“, sagte mir letzte Woche ein leitender Ingenieur eines Premiumherstellers.
Vor allem sind es rechtliche Fragen, die noch der Klärung bedürfen und die Einführung vollautomatischer Fahrzeuglenkung verzögern. „Die gesetzlichen Vorschriften stammen aus einer Zeit, als es noch keine Satelliten-Navigation und keine Hochleistungs-Computer gab.“ Wer haftet bei einem Unfall? Das ist noch die harmloseste Frage, die zu klären ist. Im Luftfahrt-Recht ist das klar geregelt: Der Flugkapitän ist für alles verantwortlich. Streng genommen sogar für schlechtes Wetter, in das er eigentlich nicht einfliegen darf. Kein Pilot könnte sich je darauf zurückziehen, dass der Autopilot falsch gesteuert oder der Navigationscomputer ausgefallen ist. Natürlich haftet er nicht für eindeutige technische Fehlfunktionen wie ein Triebwerksausfall, aber er muss zum Beispiel das Flugzeug auch ohne Autopilot und Navigationssystem fliegen und sicher ans Ziel bringen können.
Im Automobil ist das noch komplizierter, weil viel mehr äußere Einflüsse zu berücksichtigen sind. Wenn in einer späteren Entwicklungsstufe der auf dem Fahrersitz agierende Passagier seinen Sitz nach hinten gedreht hat, um mit seiner Familie Karten zu spielen oder zu plaudern? Wie schnell kann er die Kontrolle über das Fahrzeug zurück gewinnen, wenn etwas ausfällt oder sich ein Hindernis in den Fahrweg stellt? Ein Flugzeug fliegt selbst bei Ausfall des Autopiloten zunächst mal geradeaus weiter. Der Pilot hat viel Zeit, die Steuerung zu übernehmen. Im Grunde genommen ist der Autopilot im Flugzeug nur ein besseres Assistenz-System, das vom Piloten ständig überwacht wird. Im Automobil soll es einmal mehr sein. Es soll sogar Entscheidungen treffen, den Fahrer vollständig ersetzen. „Wir werden in vielen Stufen zum autonomen Fahren kommen“, sagt der Ingenieur. Erste Stufen sind ja bereits zu kaufen. Schon heute verhindern Systeme, dass das Fahrzeug bei Unaufmerksamkeit des Fahrers von der Straße abkommt, indem es für ein paar Sekunden dem Straßenverlauf folgt. Die Aufforderung, dass der Fahrer das Steuer wieder übernehmen soll, lässt nicht lange auf sich warten.
Angenehm ist der Stau-Assistent, der automatisch dem Stop-and-go-Rhythmus folgt. Dabei muss der Fahrer zwar weiter im Aufmerksamkeitsmodus bleiben, aber so ist das Rollen im Stau wesentlich angenehmer. „Solange der Fahrer nicht das Gefühl hat, ausgeliefert zu sein, so lange wird er diese Dinge als hilfreich ansehen. Anders ist es, wenn er vertrauen muss, etwa bei höheren Geschwindigkeiten, wenn es darum geht, auf der Autobahn die Spur zu wechseln.“ Es werde vielleicht länger dauern, beim autofahrenden Kunden das Vertrauen in die Technik zu entwickeln als die Technik fürs vollautomatisierte Fahren zu entwickeln.
Wie weit die Technologie ist, haben bereits alle Autohersteller demonstriert. Die im nächsten Monat anstehende Consumer Electronic Show (6. bis 9. Januar in Las Vegas) wird in Sachen automatisiertes Fahren wieder einiges zu zeigen haben.
So zeigt BMW den vollautomatisierten „Remote Valet Parking Assistant“ im BMW i3 Forschungsfahrzeug. Aktiviert der Fahrer per Smartwatch den Valet Parking Assistant, steuert das System das Fahrzeug selbstständig durch die Etagen, während der Fahrer bereits ausgestiegen und zum Beispiel schon auf dem Weg zu seinem Geschäftstermin ist. Dabei erkennt der vollautomatisierte Remote Valet Parking Assistant nicht nur bauliche Gegebenheiten des Parkhauses, sondern über die Fahrzeugsensorik auch Hindernisse, die unerwartet auftreten – etwa falsch abgestellte Fahrzeuge –, und umfährt diese ebenso zuverlässig. Ist der BMW i3 auf dem Stellplatz angekommen, verriegelt sich das Fahrzeug und wartet darauf, per Smartwatch und Sprachbefehl gerufen zu werden. Der vollautomatisierte Remote Valet Parking Assistant berechnet dann die exakte Zeit bis zur Ankunft des Fahrers am Parkhaus und lässt den BMW i3 so starten, dass er am Parkhausausgang rechtzeitig vorfährt.
Kommissar Derrick könnte sich den (in Wirklichkeit nie gesagten Satz) „Harry, hol schon mal den Wagen“ endgültig sparen. Im Ernst: Jeder von uns hat schon oft viel Zeit damit verbracht, im Parkhaus einen Stellplatz zu suchen. Das überflüssig zu machen, ist ein echter Fortschritt auf dem Weg zum Auto-Piloten.
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