Lexus NX 300h: Vorsicht, Sie könnten sich schneiden!

Solche scharfen Kanten gab es bislang nur bei Lamborghini. Beim neuen Lexus NX300h hat man von außen das Gefühl, man könnte sich schneiden, wenn man ihm zu nahe kommt. Gewiss ist das eine Formensprache, die polarisieren wird. Dass Lexus selbst vom „Diabolo“-Grill spricht, trifft nicht nur ins Schwarze, sondern macht auch die Verwegenheit und den Übermut der Designer deutlich. Die Zeit der übertriebenen scharfen Ecken und Kanten an Autos ist eigentlich schon wieder im Abklingen. Aber bitte. Alles Geschmacksache.

Lexus-Innenraum: Gediegener Komfort und hochwertige Materialien

Lexus-Innenraum: Gediegener Komfort und hochwertige Materialien

Im Innenraum des NX ist von dieser Schärfe (der Form!) allerdings nichts zu sehen. Gediegenheit dominiert, gute Verarbeitung ebenso und ohne Frage premiumklassenmäßige Materialien. Dazu kommen ein paar elektronische Features, die beeindrucken und vorbildlich genannt werden können. Aber irgendwie ist eines davon seiner Zeit schon wieder zu weit voraus: Das induktive, also kabellose Laden des Mobiltelefons funktioniert noch nicht mit allen Smartphones. Die im Premium Segment besonders beliebten Geräte mit dem Apfel unterstützen diese Technik derzeit noch nicht. Bei der geplanten Nutzungsdauer des Lexus hat auch dieser Smartphonehersteller noch genug Zeit aufzuholen.

Ein hochauflösendes, in der Höhe verstellbares Headup-Display, das allerdings mehr Infos zeigen könnte, kostet 2200 Euro. Das Touchpad mit seiner viel zu sensiblen Bedienung ist im Paket Premium-Navigation vorhanden, das 3100 Euro kostet und ein mehrere zusätzliche Systeme wie dynamische Routenführung beinhaltet. Die Rückfahrkamera mit virtueller Rund-um-Sicht und dem präzisen Einparksystem kostet 1350 Euro extra,. Ein radargesteuertes Tempo-Regelsystem ist für 600 Euoro ebenso erhältlich wie die elektrisch verstellbaren Rücksitze.

Serienmäßig ist in Sachen Sound mit einer Pioneer-Anlage und acht Lautsprechern schon einiges geboten. Wer richtig was auf die Ohren haben will, der greift in der Luxury-Line mit einem 14-Lautsprecher-Audiosystem von Mark Levinson zu einem echten Konzertsaal-Feeling. 835 (!) Watt sorgen für jene Art hammermäßige Beschallung, die sonst nur Audio-Tuner mit ein paar Kilogramm Zusatz-Equipment zustande bringen. Rock am Ring erscheint dagegen wie das dumpfe Gedröhne im Oktoberfest-Bierzelt. Die Audio-Anlage von Levinson bringt eben auch leise jene Transparenz der Tonleiter zur Geltung, die klassische Musik zum Genuss werden lässt, und auch David Guettas „Lovers on the Sun“ bleibt soundmäßig alles andere als unterbelichtet. Eine neue Technologie namens ClariFi macht aus komprimierten Musikdateien fast wieder ein Original.

Der Lexus NX300h war tatsächlich der erste Hybrid im Segment der kompakten Oberklasse-SUV. Es gibt ihn auch mit Vorderradantrieb. Ein 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner und ein Elektromotor bringen es zusammen auf 197 PS Systemleistung. Im Datenblatt stehen durchschnittliche Verbräuche von etwas über fünf Litern und eine CO2-Emmission von 116 g/km. Auf unserer Testfahrt standen zivil erfahrene 8,4 Liter auf dem Display. Dabei wird deutlich, dass man mit einem vergleichbaren Diesel noch sparsamer unterwegs ist als mit einem komplexen Hybrid-Antrieb, der vielleicht das Umweltgewissen schont, aber die Umwelt nicht weniger belastet. Ein Hybrid ist noch immer Ansichtssache und keineswegs physikalische Notwendigkeit.

Das stufenlose CVT-Getriebe erzeugt das typische gleichmäßig anschwellende Geräusch, das irgendwie gequält erscheint und den Benziner in hohe Drehzahlen treibt. Dies ist vielleicht auch dem mageren Drehmoment des Benziners von 210 Newtonmeter geschuldet, der allerdings vom Elektromotor spürbar unterstützt wird. 0 auf 100 km/h in 9,2 Sekunden sind akzeptable Werte. Die Höchstgeschwindigkeit endet schon bei 180 km/h. Die Leistungsentfaltung und das ganze Antriebssystem, der gesamte Fahrzeugcharakter ist vor allem auf den amerikanischen Markt ausgerichtet, wo Lexus im Gegensatz zu Deutschland erfolgreich unterwegs ist.

Die Preise für den NX300h beginnen bei 39.800 Euro für die Business-Version mit Frontantrieb und reichen bis zur allradgetriebenen Luxury Line mit einem Basis-Preis von 56.600 Euro. Die Extrapreisliste ist nicht so lang wie bei deutschen Herstellern, umfasst neun Positionen, die zusammen 11.700 Euro kosten würden und eigentlich alle Wünsche abdecken. Der Einstiegspreis ist übrigens in etwa dort angesiedelt, wo ein BMW X3 mit 2-Liter-Diesel in der Preisliste steht.

Hierzulande hat Lexus noch nicht den Durchbruch geschafft. Die im Premiumsegment angesiedelten Fahrzeuge stoßen in Europa und besonders in Deutschland auf eine ziemlich markentreue Kundschaft, die schwer von den etablierten Premium- und Luxusmarken abzuwerben ist. Seit 1999 auf dem deutschen Markt ist die Luxus-Tochter von Toyota hier einem harten Wettbewerb ausgesetzt. Das zeigte sich schon Anfang der neunziger Jahre, als der Lexus LS mit V8-Triebwerk auf den europäischen Markt kam. 2005 brachte Lexus das erste Vollybrid-Modell. Weltweit wurden bislang immerhin 800.000 Hybridfahrzeuge verkauft. Diese Zahl kann sich – global gesehen – durchaus sehen lassen.

 

 

 

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