Ich fand´s blöd. Wieso umparken im Kopf? Und ausgerechnet bei Opel, jene Marke, die schon so viele Neustarts hinter sich hat. Da kommt eine attraktive Marketingchefin aus der Kosmetikbranche daher und macht das, was Insider so nie gemacht hätten: Sie hat Opel einfach umgeparkt. Und sie arbeitet in Karl-Thomas Neumann mit einem Vorstandschef zusammen, der Mut hat und sie machen lässt. Hoffentlich lässt auch Detroit Neumann machen, was er für richtig hält.
Der Erfolg gibt der Opel-Führung eigentlich recht. Das Opel-Image war nicht immer so anfällig für gesellschaftlichen Niedergang wie in den letzten zehn Jahren. „Opel – der Zuverlässige“ war als Image-Basis der Sechziger eine Bank. Das hatte sich Anfang der neunziger Jahre dramatisch verändert. Das Gerangel mit der Mutter General Motors in Detroit, die Fast-Pleite und die bundesregierungsseitig angedachten, dann aber wieder verworfenen finanziellen Stützungsmaßnahmen, immer wieder Vorstandswechsel und immer wieder Neuausrichtung. Die Marke Opel stand für alles, nur nicht für den Erfolg.
Die Mitarbeiter verzichteten auf Vieles, machten Zugeständnisse en masse, engagierten sich unglaublich, nur um das Unternehmen zu stützen und damit natürlich ihre Arbeitsplätze zu sichern. Dass Opel auch gute Autos baut, war fast schon in Vergessenheit geraten. Bis Tina Müller kam. Na ja, die Autos waren schon vor ihrem Erscheinen viel besser als ihr Ruf. Aber Tina Müller hat es geschafft, diese Fakten nach außen zu tragen. Sie hat das Unternehmen aufgerüttelt, nach innen und außen eine neue Wahrnehmung geschaffen, das Image in der Kundenwahrnehmung ganz neu und positiv geformt, sie hat Opel umgeparkt.
Dass dies in so kurzer Zeit möglich sein würde, haben selbst Fachleute nicht für möglich gehalten. Mit der Floskel vom Umparken hat Opel tatsächlich erreicht, dass potentielle und ehemalige Kunden neu nachzudenken bereit sind und Vorurteile über Bord werfen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Opel beim Marktanteil in Deutschland zwischen Januar und Juni von sechs auf acht Prozent zugelegt hat. „Zum ersten Mal seit 15 Jahren gewinnen wir also wieder spürbar Marktanteile hinzu“, freut sich die Marketingchefin im Interview mit auto motor und sport. „Wir wollen, dass die Menschen wieder mit einem frischen Blick auf die Marke schauen. Wenn sich jemand erst einmal in einen Opel hineingesetzt hat, dann heißt es ganz oft: `Wow, das ist ein Opel? Da hat sich aber viel getan.´“ Tina Müller hat nicht übertrieben. Mir ist es selbst so ergangen, der ich seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder einmal einen Opel teste. Die Marke ist somit wieder auf dem Radarschirm meiner automobilen Überzeugungen.
Dass Opel mit Jürgen Klopp als Markenbotschafter und sympathischen Protagonisten einen Glücksgriff getan hat, ist offensichtlich. Klopp wirkt absolut glaubwürdig, selbst wenn er privat und nächtens heimlich mit Strumpfmaske im Ferrari über die Autobahn brettern würde. Man nimmt es ihm einfach ab, dass er auch privat Opel fährt. Dass der Glücksgriff Klopp und das Engagement als Sponsor von Borussia Dortmund mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft und der deutschen Fußballbegeisterung zusammen fällt, ist ein glücklicher Zufall. „Opel erreicht mit dieser Strategie den höchsten Wiedererkennunswert aller Autohersteller im Fußball“, freut sich Müller. Mit der Kampagne habe Opel die Hälfte der deutschen Bevölkerung erreicht. Umparken im Kopf? Ich hab´s getan. Heute find ich den Slogan einfach nur genial. Bleibt nur zu hoffen, dass Tina Müller nicht umparkt. In ein anderes Automobilunternehmen.
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