Gastbeitrag von Harald Kaiser: Wenn Ideologie auf Realität trifft

SUV wie der BMW X5 sind nach wie vor beliebt

Autokäufer lassen sich von Anti-Auto-Ideologie kaum bis gar nicht beeinflussen. Trotz des inzwischen weit verbreiteten Auto-und SUV-Bashing, verzeichnet der Neuwagenmarkt in Deutschland nach sieben Monaten ein stabiles Plus von einem Prozent. Wichtigster Treiber dieser Entwicklung sind, täterätää!, SUV-Fahrzeuge. Deren Marktanteil hat sich seit 2015 verdoppelt.

Offenbar kümmert die Käufer das allgemeine Geplärre gegen diese Autokategorie überhaupt nicht. Ferner liegt die Vermutung nahe, dass nur in Umfragen eine (populäre) Anti-Haltung dazu vertreten wird. Wenn es jedoch darum geht, dass privat ein neues Auto zum Kauf ansteht, dann ist die vermeintliche politisch korrekte Haltung Makulatur. So ist für 2019 davon auszugehen, dass mehr als jedes Dritte neu zugelassene Fahrzeug in Deutschland ein SUV sein wird.

Gegen Kundenwünsche ist kein Krautgewachsen

Vor diesem Hintergrund hat sich die Nürnberger Marktforschung puls aktuell mit der Frage beschäftigt, wie die Kunden derzeit zu SUVs als Fahrzeuggattung stehen, die einer einzigartigen ideologischen, gesellschaftlichen und medialen Treibjagd ausgesetzt ist. Mit überraschenden Ergebnissen: So wollen stattliche 63 Prozent der Nutzer von Klein-SUVs und 69 bzw. 70 Prozent der Nutzer von Kompakt- und Oberklasse-SUVs ein Fahrzeug dieser Segmente wieder kaufen. Die Betrachtung der Wechselbereitschaft innerhalb der SUV-Segmente lässt laut dieser Studie ein besonderes Wachstum bei Kompakt-SUVs und somit ein Downsizing im SUV-Segment erwarten.

Die von puls ermittelten Kaufmotive für SUVs sprechen eine klare Sprache: Im Unterschied zu anderen Fahrzeugen verbinden Kunden mit den Pseudo-Geländewagen vor allem hohe Sicherheitsstandards und ebenfalls hohe Wiederverkaufswerte. Ferner modernste Antriebstechnik, Fahrspaß und attraktives Design. „Da gegen Kundenwünsche langfristig kein Kraut gewachsen ist, sollten Automarken und Händler Haltung zeigen und aktiv herausstellen, dass insbesondere Kompakt-SUVs hohe Sicherheit, Fahrspaß und modernste Antriebstechnologien in sich vereinen“, empfiehlt puls-Geschäftsführer Konrad Weßner.

Den Autoherstellern drohen hohe Bußgelder

In einer Untersuchung (1.022 Befragte) aus dem Juli 2019 ist puls der Frage nach-gegangen, ob die Autokäufer beim politisch geforderten Downsizing mitspielen. Denn ab 2020 gilt für alle neu zugelassenen PKW ein durchschnittlicher Flotten-Grenzwert von 95 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer. Diese sportliche Vorgabe der EU entspricht einem Durchschnittsverbrauch von 4,1 Litern Benzin und 3,6 Litern Diesel pro 100 Kilometer. Oder anders ausgedrückt: einer Reduktion des Kraftstoffverbrauchs um circa 30 Prozent.

Die Autokäufer lassen sich die Freude am Automobil nicht nehmen

Automarken, deren Flotten diese Vorgaben nicht erfüllen, drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Hier die Ergebnisse der Befragung: Immerhin 21 Prozent und damit gut jeder Fünfte zeigt sich zum Verzicht bereit. Unter Frauen und Jüngeren liegen die Anteile der Verzichtsbereiten sogar bei 26 und 24 Prozent. Erstaunlich ist auch, dass laut der puls-Studie Käufer der Premiummarken Audi und BMW mit 29 und 25 Prozent eine überdurchschnittliche Bereitschaft zum Downsizing ihres Autos bekunden. Am stärksten zum Verzicht bereit sind jedoch Käufer der Marke Citroën (35 Prozent). Dann kommen Ford (24 Prozent), VW (23 Prozent) und Seat (22

Prozent). Unter Mercedes-Benz Käufern liegt der Anteil der zum Downsizing bereiten Kunden indes nur bei unterdurchschnittlichen 17 Prozent. Ob jedoch im Moment der Kaufentscheidung die derzeit allgemein bekundete Bereitschaft zu weniger Power unter der Motorhaube tatsächlich umgesetzt wird, hängt von zwei Faktoren ab: Einmal davon, ob die vor allem ideologisch-politisch betriebene Anti-SUV-Kampagne dann immer noch anhält, und zum anderen auch davon, ob die Autoindustrie bis dahin nicht längst eingeknickt ist und gar keine starken SUV mehr anbietet. So dass dem Kunden keine Wahl bleibt, als sich einen schwächer motorisierten Wagen zuzulegen. Als Beleg dafür, dass SUV die Renner am Markt sind, hier die aktuellen und teils enormen Zulassungszuwächse der Oberklasse und des SUV-Segments für die ersten neun Monate des Jahres 2019 im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum. Quelle ist das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg:

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