„Wird Deutschland bald autofreie Zone?“

„Dürft Ihr denn noch Auto fahren?“, fragte mich ein Amerikaner, als wir vor kurzem in Los Angeles zwischen Malibu und Long Beach auf der Interstate 405, auch als „Highway between 4 or five hours“ verspottet im alltäglichen Stau standen. Diese Frage dort zu stellen, wo der Stau kein Ereignis, sondern ein Zustand ist, hat mich verblüfft. Eine Antwort fiel mir tatsächlich schwer.

„Die besten Autos kommen doch aus Deutschland, aber nirgendwo sonst wird das Auto so mit fake news verunglimpft wie bei Euch. Was habt ihr denn gegen das Auto, das für uns immer noch das Symbol eines freiheitlichen Lebensstils ist?“ Solche Fragen zu beantworten, fällt angesichts neuer Fahrverbots-Urteile immer schwerer. „Ihr kämpft gegen Tempolimits, lasst aber zu, dass Autofahren straßenweise bald ganz verboten wird….“ Solchen Widersprüchen zu widersprechen, fällt schwer.

Tatsächlich ist mühevoll, rein den Zahlen nach zu begründen, warum bei uns 40 Milligramm Stickoxid als Grenzwert einzuhalten sind, im strengsten US-Bundesstaat aber mehr als das Doppelte, etwa 100 Milligramm zulässig sind. Vielleicht liegt es an den Marlboro-gehärteten Lungen, die es ermöglichen, den Kaliforniern mehr zuzumuten. Im Ernst: Wenn der Abmahnverein Deutsche Umwelthilfe immer Zigtausende „vorzeitige“ Sterbefälle ins Feld führt, ist das eine abenteuerliche Statistik-Interpretation. Zumal auch deshalb, weil keine Statistik der Welt vorhersagen kann, wann jemand sterben wird.

Endlich wird auch die so genannte „Deutsche Umwelthilfe“ von Politikern als destruktiver Abmahnverein erkannt und bezeichnet. Auf dem CDU-Parteitag soll dieser Antrag vorgelegt werden: „Die CDU Deutschlands fordert zu prüfen, ob die Deutsche Umwelthilfe noch die Kriterien für die Gemeinnützigkeit erfüllt.“Außerdem soll dem Abmahnverein das allgemeine Klagerecht entzogen werden. In einer online-Petition, von 61.000 Personen unterschrieben, heißt es: Die DUH missbrauche den Status zu „wirtschaftlichen Zwecken und schädigt die Allgemeinheit durch Vorsatz“. Die FDP meint, dass der Verein „massiv dem Wirtschaftsstandort Deutschland“ schade.

Das Geschäftsmodell der DUH bestehe darin, „deutsche Unternehmen und gerade auch viele kleine Mittelständler unter dem Deckmantel vermeintlicher umweltpolitischer Ziele hemmungslos mit Klagen zu überziehen“, kritisiert der CDU-Wirtschaftspolitiker Joachim Pfeiffer. Damit verdiene die Umwelthilfe offenbar ordentlich Geld.

Dass DUH-Chef Resch gar ankündigt, dass es ab 2020 auch für Euro-6-Diesel zu Fahrverboten kommen kann, darf eigentlich nicht unwidersprochen bleiben. Denn hinterm Horizont geht´s weiter: Schon denken die gut verdienenden Abmahner auch an ein Fahrverbot für ältere Benziner. Dass der Verein auch noch vom Steuerzahler finanziert wird, treibt vielen die Zornesröte ins Gesicht. „Die Deutsche Umwelthilfe ist ein gutgehendes Unternehmen, das unter dem Deckmantel des Gesundheitsschutzes operiert, aber den Bürgern die Mobilität aberkennt und der deutschen Industrie schadet. Ihr Verhalten trägt autokratische Züge“, so das vernichtende Urteil des AfD-Bundestagsabgeordneten Dirk Spaniel.

Aus medizinischer Sicht ist der Stickstoffdioxid-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter völliger Unsinn“, argumentierte kürzlich Alexander Kekulé, Professor für Medizinische Mikrobiologie und Virologie an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg, im Magazin „Zeit Doctor“. Die Menge des Stickstoffdioxids in unserer Luft sei weder giftig noch krebserregend. „Asthmatiker reagieren bei Werten oberhalb von 180 Mikrogramm je Kubikmeter mit einer leichten Schleimhautreizung. Bei Gesunden hingegen gibt es bis 1000 Mikrogramm je Kubikmeter keinen messbaren Effekt.“

Deshalb habe die amerikanische Umweltbehörde EPA den Grenzwert für Außenluft auf 100 Mikrogramm je Kubikmeter festgesetzt – das Zweieinhalbfache des europäischen Grenzwerts. Kekulé argumentiert zudem, dass EU-Mitarbeiter 1999 den Wert von 40 Mikrogramm ungeprüft von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) übernommen hatten. Doch tauge er nicht, um ihn auf den Straßenverkehr zu übertragen. Der Grund: Der Wert beruhe auf älteren Studien, die den Einfluss von Gasherden in Wohnungen auf die Atemwegsprobleme von Schulkindern ermitteln sollte. Zudem handele es sich um einen Schätzwert. Allerdings gibt es Mediziner, die Kekulés Kritik nicht teilen, sondern Stickstoffdioxid schon ab 20 mg für gefährlich halten. „Wenn es danach geht, dann sollten wir das Atmen ganz einstellen“, sagt ein Stuttgarter Lungenfacharzt.

 

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