Die Überraschung könnte größer nicht gewesen sein. Selbst Opel-Chef Karl-Thomas Neumann soll quasi erst mit der Öffentlichkeit davon erfahren haben, dass GM-Chefin Mary Barra den Verkauf der seit 1911 zu General Motors gehörenden Traditionsmarke an den französischen PSA-Konzern plant.
Allerdings wird in jeder Pressemitteilung betont, dass es keine Garantie für den endgültigen Abschluss eines solchen Deals geben könne. Da ist Opel modellpolitisch gerade wieder in die Erfolgsspur eingebogen, kommt diese Nachricht wie aus heiterem Himmel. Ein Schlag ins Gesicht der Opelaner.
„Die Verbindung zu GM hat zwei Weltkriege überlebt, da macht uns diese Nachricht einigermaßen ratlos“, sagt ein Opel-Mann der Führungsebene. So richtig plausibel sei ein solcher Zusammenschluss nicht, denn sowohl die PSA-Marken Peugeot und Citroen als auch Opel hätten ähnliche, „wenn nicht identische Zielgruppen“. Eine Führungskraft meint: „Ein Zusammenhang mit der US-Präsidentenwahl ist nicht auszuschließen!“
Nun schießen die Spekulationen ins Kraut. Da wird auch auf die Nähe der GM-Chefin zu Donald Trump hingewiesen, den Mary Barra bereits mehrmals im Weißen Haus besucht hat. Tatsächlich könnte die nun angekündigte Verkaufsbereitschaft auch einen politischen Hintergrund haben. Offensichtlich ist, dass die Großen Drei unter den amerikanischen Automobilherstellern augenscheinlich bei Donald Trump antichambrieren. So hat Ford-Chef Mark Fields unmittelbar nach Trumps Inauguration ein geplantes Werk in Mexiko gestrichen, und die Trennung GMs von der Tochter in Europa könnte ebenso eine Art Unterwerfungs-Geste gegenüber Trump darstellen.
Vielleicht sind auch die Steuerpläne der neuen US-Regierung ausschlaggebend, die vorsehen, dass ausländische Produktionskosten und vielleicht auch im Ausland angefallene Verluste nicht mehr in den USA steuerlich geltend gemacht werden können. Irgendwo und irgendwie müssen die geplanten Steuersenkungen in den USA ja gegenfinanziert werden. Dazu kommt, dass Donald Trumps mentale Distanz zu Europa die Abnabelung von der EU weiter befördern wird.
Die Forderung deutscher Politiker, dass die Hauptverwaltung Opels in Rüsselsheim bleiben müsse, sind nicht ernst zu nehmen. Wenn Peugeot Opel am Ende kauft, können die Franzosen damit machen, was sie wollen. Es ist wieder mal typisch für die deutsche Politik, dass sie das Credo von Europa hoch hält, solange es ihr wie auch immer nutzt. Sobald deutsche Interessen in Gefahr sind, würden sie gerne von europäischen Grundsätzen abweichen. Jedenfalls macht sich das verbal ganz gut gegenüber den Wählern. Dass sie an einer Verlegung der Rüsselsheimer Zentrale nichts ändern könnten, wissen sie allerdings nur all zu gut.
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