Der Spiegel

Nachgefasst: Spiegel-Stories waren schon mal besser

Irgendwie scheint die Luft technologischer Kompetenz beim Spiegel raus zu sein. Auch der renommierte Spiegel-Mann Dietmar Hawranek schwächelt. Seit er mit seinem in sechs Worte verdichteten Mega-Scoop „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“ ein Stück Autoindustrie-Geschichte (um)geschrieben hat, sein eigener Rückzug aus der aktiven Spiegel-Zeit angekündigt ist, seitdem werden seine Geschichten irgendwie dünner.


Der Spiegel irrte schon, als er im April einen Sieg Martin Winterkorns verkündete

Wie dramatisch die Entwicklung der letzten Monate im VW-Konzern ist, wird auch und vor allem in der Rückschau deutlich. Und ob aktuell Winterkorn Chef der Porsche-Holding bleiben will, wie der Spiegel schreibt, scheint reine Spekulation.

Nur noch mal zur Erinnerung: Am 24. April schrieb der Spiegel (Dietmar Hawranek) über Ferdinand Piëch: Er wollte VW-Chef Winterkorn loswerden, jetzt muss Aufsichtsratsboss Piëch selbst gehen. Der Konzernpatriarch hat seine Macht spektakulär überschätzt – und sich selbst einen mehr als unwürdigen Abgang beschert.“


Der Spiegel widerspricht sich nicht zum ersten Mal: Hat das Auto wirklich „Unheil“ über die Menschheit gebracht?

Was sollen Spiegel-Leser davon halten? Einmal adelt der Spiegel den BMW i3 als sein „Auto des Jahres“ (wohl weil der konsequente Schritt in Richtung Elektromobilität beeindruckt hat), dann schreibt Autoredakteur Christian Wüst gegen den Strom und outet sich als zorniger Gegner nicht nur des Elektroautos, sondern des Autos überhaupt. Hier der ganze Kommentar, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muss:


Der Spiegel begleitete VW-Chef Winterkorn– und war näher dran als das SZ-Magazin an Dieter Zetsche, pflegt aber die üblichen ideologischen Vorurteile

Spiegel-Titel Volkswagen

Spiegel-Titel Volkswagen-Zukunft

Kaum war das SZ-Magazin mit einer Reportage über Daimler-CEO Dieter Zetsche auf dem Markt, erschien der Spiegel mit seiner Titelgeschichte „Die Attacke.“, zu der VW-Boss Martin Winterkorn ebenfalls von zwei Journalisten ein paar Monate lang begleitet worden war. Das war natürlich Zufall. Und die Geschichten unterscheiden sich sowohl von der Intention (den VW-Konzern und seine Strategie als Ganzes zu beschreiben) und in Sachen Qualität. Was die beiden Journalisten Dietmar Hawranek und Dirk Kurbjuweit in ein paar Monaten beobachtet und letztlich geschrieben haben, hat deutlich mehr Substanz als das Zetsche-Portrait. Nur: Nicht weil es von besseren Journalisten stammt, sondern weil die handelnden Personen, vor allem VW-Chef Martin Winterkorn mehr Nähe zugelassen haben.