Kubikmeter Luft

Der Hokuspokus der Anti-Auto-Ideologen

Wie Millionen Menschen von einer Clique angeblicher Weltverbesserer an der Nase herum geführt werden. Von Harald Kaiser

Es geht um die Zahl 40. Denn bereits 40 Mikrogramm der Gase Stickoxid oder Stickstoffdioxid (NOX/NO2) pro Kubikmeter Luft sollen gesundheitsschädlich sein. So ist es seit mindestens drei Jahren im Krieg gegen Autoabgase zu hören, sehen oder zu lesen.  Gemeint ist vor allem das Abgas von Dieselautos. Und weil dieser EU-Grenzwert insbesondere in Innenstädten öfter überschritten wird, verhängen deutsche Gerichte immer häufiger Fahrverbote. Gleich, ob dieser Grenzwert Sinn macht oder Unsinn ist. Darüber haben Gerichte nicht zu befinden, sie müssen lediglich die Einhaltung von Vorschriften durchsetzen. Deswegen sind solche Urteile rein formal okay, denn die jeweiligen Kammern haben keine Wahl. Alles andere, wie etwa die Festlegung der Höhe solcher Grenzwerte, ist Sache der Politik.


Gastbeitrag von Harald Kaiser zur Stickoxid-Diskussion: „Was immer weggelassen wird“

Die Katastrophe ist selbst eingebrockt und wurde von hoch bezahlten Managern angeordnet, durchgezogen und gedeckt. Kein Zweifel, der Beschiss von Volkswagen & Co. in Sachen Stickoxidausstoß (NOx) beim Diesel ist gigantisch. Die Sprache verschlägt es einem auch deswegen, weil sich die Herrschaften getraut haben, Politik und Verbraucher gleichermaßen generalstabsmäßig hinter die Fichte zu führen.


Gastbeitrag von Harald Kaiser: Drama, Baby, Drama!

Wie geschickte Weltuntergangs-Prediger den Stickoxid-Grenzwert für ihre Sache nutzen – und warum genau das ziemlich grenzwertig ist.

Es ist schrecklich. Aber, Gott sei Dank, bald ist es vorbei. Der Weltuntergang naht. So könnte man jedenfalls glauben. Wie vor etwa 2000 Jahren, als ein bestimmter Prediger noch ohne Internet-Gemeinde durch die Lande zog, um seine mehr oder weniger griffigen Thesen über eine neue religiöse Weltordnung wie auch vom bevorstehenden Weltuntergang unters (zumeist ungebildete) Volk zu bringen. Nach heutigen Maßstäben waren diese Herrschaften nichts weiter als frühe Unternehmensberater zum eigenen Nutzen. Nun ist ist es wieder so: An allen Ecken des Lebens verkünden fanatisierte Prediger neue Religionen oder (vermeintliche) Erkenntnisse zu allen möglichen Lebensbereichen. Etwa, dass wir uns falsch ernähren, dass sich das durch den bösen Menschen außer Rand und Band geratene Wetter bald an uns rächen wird oder dass dem Teufelszeug Automobil abgeschworen werden muss. Sonst, ja, sonst sollten wir uns zügig nach einem anderen Planeten umschauen, auf dem wir angenehm leben können.